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Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 8. Abhandlung): Vita contemplativa: Festrede zum zehnjährigen Stiftungsfeste der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Stiftung Heinrich Lanz — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37775#0011
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Vita Contemplativa.

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rühmlich fallen — so sieht das griechische Lebensideal einer früheren
Zeit aus; durchaus irdisch und diesseitig. Von da ist noch ein
sehr weiter Weg bis zu jener Geschichte, die Spätere von Platon
erzählen: er sei einst mit wenigen Begleitern an einen öden Strand
verschlagen worden und habe da bald bebaute Felder gesehen:
aber erst als er geometrische Figuren im Sande wahrgenommen,
habe er den Genossen zugerufen, sie sollten getrosten Mutes sein,
hier sehe er Spuren von Menschen.
Gewiß haben die griechischen Städte sich später in dem Ruhm
ihrer Philosophen und Gelehrten gesonnt, durch einzelne von ihnen
sich Gesetze schaffen lassen, manchen auch auf öffentliche Kosten
bestattet, ihnen Statuen gesetzt, ihr Bild auf die Münzen geprägt.
Auch dem athenischen Spießbürger mußten die Scharen von
Lernbegierigen imponieren, die aus der ganzen griechischen Welt
in die Philosophenschulen strömten. Selbst der beschränkte
Strepsiades erblickt in den aristophanischen Wolken die Mysterien
von Sokrates’ Denkwerkstatt mit einer Art heiliger Scheu, die
ihm dann freilich bald vergeht. Und die tiefe Abneigung der
Griechen seit der Adelszeit gegen das, was sie banausisch nannten,
mußten viele zu einer edlen Benutzung der über alles geliebten
Muße oder doch zur Bewunderung der wahrhaft Freien führen,
die sie mit einem Schauen höherer Art ausfüllten. Etwas von
dieser Ehrfurcht vor der rein geistigen Tätigkeit überträgt die
griechische Kultur mit nach Rom, in den Kreis der Scipionen, dessen
Erbe Cicero übernimmt. Aber das alles zeigt die Tatsachen
nur von einer Seite.
Von den schweren Zusammenstößen zwischen den griechischen
Denkern und der Staatsgewalt kann hier nicht näher gesprochen
werden. Diese akuten Fälle liegen jedesmal anders und lassen
sich einem raschen Überblick nicht einfügen; und ebensowenig die
sehr verschiedenen Anschauungen der Philosophen über den Staat
und ihr jeweiliges praktisches Verhalten zu ihm. Nur soviel sei
gesagt, daß die verhältnismäßig doch nur seltenen Fälle von
Philosophenverfolgung in der attischen Demokratie zu allermeist
sich gegen Ausländer richteten, mit denen man weniger LImstände
zu machen brauchte, und daß fast immer, auch im Falle des
Sokrates, politische Absichten stark mitwirken. Die Gottlosigkeit
gab meist den Anklagepunkt her, aber wenn die praktische Politik
nicht hereinspielte, so blieben auch die kühnsten Lehren in der
Regel unbehelligt. Der Staat, der denn freilich für die Wissenschaft
 
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