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Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 8. Abhandlung): Vita contemplativa: Festrede zum zehnjährigen Stiftungsfeste der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Stiftung Heinrich Lanz — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37775#0020
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20

F. Boll:

Anmerkungen.
Die nachfolgenden Hinweise sollen und können den Gegenstand nicht
erschöpfen, sondern sind dazu bestimmt, neben den fachkundigen auch den
unzünftigen Hörern und Lesern der vorstehenden Rede einigen weiteren Ein-
blick in den, Stoff und die wesentlichen Belege bequem an die Hand zu geben.
Daher habeich auch einige besondersbezeichnende griechische Verse in meiner
Übersetzung mitgeteilt.
S. 4. Typus und Individuum bei den Griechen: vgl. das schöne
Buch von Ivo Bruns, Das literar. Porträt der Griechen im 5. und 4. Jahrh.,
Berlin 1896; F. Leo, Die griech.-röm. Biographie nach ihrer literar. Form
(1901), S. 315ff.; Wilamowitz, Griech. Literatur (Kultur der Gegenwart I,
Abt. VIII), 3. Aufl., S. 180ff. Am ergiebigsten ist die Mischung von Indivi-
duellstem und Typischem in dem Bilde des „Hundes“ Diogenes von Sinope zu
beobachten, wie es die Zeitgenossen und Späteren sich herausarbeiten. Vgl.
E. Schwartz, Charakterköpfe II, 1 ff. — Schiller, Brief an Goethe vom
22. August 1794.
S. 4. Menschentypen bei den Griechen: Platon Rep. VIII und IX,
vgl. einstweilen meine Schrift „Die Lebensalter“ (Neue Jahrbb. 31, 1913),
S. 101. Aristoteles über die Altersstufen: s. ebd. S. 99f. Typen nach dem
Lebensunterhalt: Arist. Polit. I, 8, p. 1256a 40ff. — Bei Theophrast ist
der Gelehrte in den Typen seiner Charaktere nicht vertreten: weder der αναίσ-
θητος (der Zerstreute), noch der οψιμαθής noch der άδολέσχης haben ihn
im Auge. — Bemerkt sei, daß die vier Temperamente: der Cholerische,
Phlegmatische, Melancholische, Sanguinische, so durchaus sie auf der hippo-
kratischen, von Galen ausgebildeten Säftelehre beruhen, doch als menschliche
Typen, soviel bis jetzt bekannt, erst im Mittelalter, bei Honorius von Autun
aufgestellt zu sein scheinen: vgl. J. v. Wageningen, De quatuor tempera-
mentis, Mnemosyne 46 (1918), 374ff.
S. 4. Die drei Hauptwege des Lebens, βίος άπολαυστικός πολιτικός
θεωρητικός: Aristot. Eth. Nie. I 3 (in der Eth. Eud. I 4 ist statt
θεωρητικός gebraucht φιλόσοφος). Diese Dreiteilung ist auch auf die Stoa
übergegangen: vgl. Ps.-Plut. de lib. educ. p. 8A, dazu Dyroff, Ethik d. alt.
Stoa, S. 253; Seneca de otio 7, 1. Bei Diog. Laert. VII 130 sind in der Dar-
stellung der stoischen Lehre drei βίοι, θεωρητικός πρακτικός λογικός unter-
schieden, von denen der dritte zu wählen sei: γεγονέναι γάρ ύπό τής
φύσεως επίτηδες το λογικόν ζωον προς θεωρίαν καί πραξιν. Da ist also die Aristo-
telische φρόνησις, die im äußeren Handeln sich betätigt, und die θεοιρία zur
Einheit des λόγος verbunden, was durchaus auf die Theorie des Poseidonios
hinführt (vgl. zu letzterer die aus meinen Würzburger Seminarübungen über
 
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