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Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 8. Abhandlung): Vita contemplativa: Festrede zum zehnjährigen Stiftungsfeste der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Stiftung Heinrich Lanz — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37775#0021
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Vita Contemplativa.

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Giceros Hortensius hervorgegangene Dissertation des nun auch dem Krieg
zum Opfer gefallenen W. Gerhäusser, Der Protreptikos des Poseidonios,
1912, S. 16ff. Die Peripatetiker bei Stob. II 144, 16 W. lehren als die
drei Lebensformen den πρακτικός und den θεωρητικός βίος und drittens die
Verbindung beider, da der απολαυστικός unter der Würde des Menschen
liege: der vorzüglichste sei der θεωρητικός. ■—- Die Stoiker ebd. II, 109, 10
behaupten: τρεις προηγουμένους είναι, τόν τε βασιλικόν καί τον πολιτικόν καί τρίτον
τον επιστημονικόν.
S. 5. Quietismus: das Wort bezeichnet bekanntlich zunächst eine
mystische Richtung in der kathol. Kirche im 17. Jahrh. Für das Altertum
vgl. beispielshalber Cic. de rep. III 6: etiamsi cui videbitur illa inoptimis studiis
et artibus quieta vitae ratio beatior (in der Einleitung des I. Buches sind
otium und tranquilütas bevorzugt); ferner die unten S. 29 zitierte Briefstelle
ad Att. II 16, 3. De fin. I 71 ut omnes bene sanos in viam placatae, tranquillae,
quietae, beatae vitae deduceret, aus dem Sinne Epikurs: cum Epicuro quies-
cere Seneca de brevit. vit. 14, 2, vgl. weiteres bei Usener Epicurea fr. 425 f.:
Epikurs Ausdrücke sind γαληνιάν (Windstille der Seele), ησυχία, σχολή.
Vgl. weiter Seneca de otio 6, 5: s. u. Anm. zu S. 34. —
S.5. Menavder; bes. fr. 481:
Den nenn ich glücklich, Parmenon, vor allen,
Der ohne Leid geschaut, was herrlich ist
Auf dieser Welt, und dann, von wo er kam.
Dorthin schnell wieder kehrt zurück. Denn dies:
Die Sonne, die für alle strahlt, die Sterne,
Das Meer, der Wolken Zug, des Feuers Glanz:
Wenn hundert Jahr du lebst, das siehst du stets,
Und wenn gar wenig Jahre du erlebst;
Und Höheres kannst du niemals sehn als das.
Der Ausdruck für das in Z. 2 übersetzte ist θεωρήσας άλύπως. — Bukolik:
ein paar besonders hübsche und wenig bekannte Verse aus Ps.-Theokrit VIII
53ff. seien hier angeführt:
Μή μοι γαν Πέλοπος, μή μοι Κροίσεια τάλαντα
εϊη εχειν μηδέ πρόσθε θεεΐν άνέμων·
άλλ’ ύπό τα πέτροι ταδ’ ασομαι άγκάς εχων τυ,
σύννομε κάλ’, έσορών τάν Σικελάν ές άλα.
Deutsch etwa:
Nicht begehr ich, daß Ivrösos’ Gold, daß Länder und Reiche
Mein sind, daß mit dem Wind läuft um die Wette mein Fuß.
Singen nur will ich hier unter dem Fels, im Arme dich haltend,
Schöner Freund, und hinaus schaun auf die Weite des Meers.
(Um den dritten Wunsch zu verstehen [Z. 2], muß man an die griechischen
Wettspiele denken ; vgl. die Reihe der äußeren Güter bei Platon, Legg. I 631 C:
ύγίεια, κάλλος, ισχύς είς δρόμον, πλούτος). Ein anderes, etwas bekann-
teres kleines Gedicht, ebenfalls unbestimmten Verfassers aus hellenistischer
Zeit, erkennt im beschaulichen und genießenden Betrachten der Natur das
einzige wirkliche Glück (Anth. Pal. X 123):
 
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