H. v. Schubert und K. Meissinger:
gäbe beigibt, mit den Lichtdrücktafeln in meiner Ausgabe des
Galaterbriefs, und man wird sich dem Eindruck nicht entziehen
können, daß der freie Raum vom Meister noch ganz anders aus-
genützt worden ist. Weiter könnte hier nur eine genaue Konfron-
tierung von Luthers Exemplar mit dem Zwickauer Fragment
führen. Wie mir sicher scheint, hat Luther diejenigen Partien,
die er diktieren wollte, nicht vorher bezeichnet, sondern die Aus-
wahl und Formulierung des Diktats dem Augenblick überlassen.
Nach Meissingers (S. 18) Feststellung stand Luther auch soweit
über seinem eigenen Heft und verfügte über einen solchen Zitaten-
schatz, daß er andererseits im Diktat gelegentlich auch über das
aus der Schrift und den Vätern Vorgemerkte hinausgriff oder eine
andere Wahl traf. Meissinger meint, daß er auch wohl die
betreffende Quelle mit aufs Katheder nahm und daraus vorlas.
Ist Luthers Verfahren am Anfang also dies, daß er eine über-
reiche Präparation vollzog, aus der er dann einen Auszug fest-
halten ließ, so zeigt es am Schluß gerade das Gegenteil: die uns
erhaltenen Präparationen zu Genesis 1—3 sind Stichwortnotizen,
die nur als Skizze zu bezeichnen sind; die Vorlesung selbst aber
aus der Feder seiner Zuhörer enthält ganz breite Erörterungen
dogmatischer oder praktischer Art, an den Text enger oder loser
angehängt. Im Vorwort zur Ausgabe des ersten Teiles (1544)
sagt Luther selbst, daß er die ganze Vorlesung extempore und
volkstümlich, „wie es ihm in den Mund gekommen sei“, vor-
getragen habe, daher sei sie auch breiter geraten, als er gewollt
habe, und mit Deutsch stark untermischt (extemporaliter enim et
populariter omnia dicta sunt, prout in buccam venerunt verba,
crebro et mixtim etiam germanica, verbosius certe quam veilem,
W. A. XLII, 127f.)• CT* er sich also überhaupt noch schriftlich
präpariert hat und ob die erhaltenen Präparationen überhaupt die
einzigen waren ? oder ob die Tischrede 4959, daß er früh 3 Stunden
täglich gewänne, wenn er nicht mehr läse, darauf deutet, daß er
diese Zeit auf die Vorbereitung verwendete? Jedenfalls bleibt
eine andere Auslegung der Stelle möglich (s. oben S. 21, 22 Anm. 3),
und jedenfalls äußerte er schon am 1. Mai 1538, als ihm der Wunsch
nach Veröffentlichung der Vorlesung geäußert wurde: ,,Est tumul-
tuaria et imperfecta lectio, qua aliis do ansam cogitandi, ideo non
esset consultum, ut in publicum prodiret. Es ist zu schwach“
(Tischrede 3888, III, 689). Vor der Genesis las Luther wie wir
sahen über ausgewählte Psalmen; schon Koffmane, bestimmter
gäbe beigibt, mit den Lichtdrücktafeln in meiner Ausgabe des
Galaterbriefs, und man wird sich dem Eindruck nicht entziehen
können, daß der freie Raum vom Meister noch ganz anders aus-
genützt worden ist. Weiter könnte hier nur eine genaue Konfron-
tierung von Luthers Exemplar mit dem Zwickauer Fragment
führen. Wie mir sicher scheint, hat Luther diejenigen Partien,
die er diktieren wollte, nicht vorher bezeichnet, sondern die Aus-
wahl und Formulierung des Diktats dem Augenblick überlassen.
Nach Meissingers (S. 18) Feststellung stand Luther auch soweit
über seinem eigenen Heft und verfügte über einen solchen Zitaten-
schatz, daß er andererseits im Diktat gelegentlich auch über das
aus der Schrift und den Vätern Vorgemerkte hinausgriff oder eine
andere Wahl traf. Meissinger meint, daß er auch wohl die
betreffende Quelle mit aufs Katheder nahm und daraus vorlas.
Ist Luthers Verfahren am Anfang also dies, daß er eine über-
reiche Präparation vollzog, aus der er dann einen Auszug fest-
halten ließ, so zeigt es am Schluß gerade das Gegenteil: die uns
erhaltenen Präparationen zu Genesis 1—3 sind Stichwortnotizen,
die nur als Skizze zu bezeichnen sind; die Vorlesung selbst aber
aus der Feder seiner Zuhörer enthält ganz breite Erörterungen
dogmatischer oder praktischer Art, an den Text enger oder loser
angehängt. Im Vorwort zur Ausgabe des ersten Teiles (1544)
sagt Luther selbst, daß er die ganze Vorlesung extempore und
volkstümlich, „wie es ihm in den Mund gekommen sei“, vor-
getragen habe, daher sei sie auch breiter geraten, als er gewollt
habe, und mit Deutsch stark untermischt (extemporaliter enim et
populariter omnia dicta sunt, prout in buccam venerunt verba,
crebro et mixtim etiam germanica, verbosius certe quam veilem,
W. A. XLII, 127f.)• CT* er sich also überhaupt noch schriftlich
präpariert hat und ob die erhaltenen Präparationen überhaupt die
einzigen waren ? oder ob die Tischrede 4959, daß er früh 3 Stunden
täglich gewänne, wenn er nicht mehr läse, darauf deutet, daß er
diese Zeit auf die Vorbereitung verwendete? Jedenfalls bleibt
eine andere Auslegung der Stelle möglich (s. oben S. 21, 22 Anm. 3),
und jedenfalls äußerte er schon am 1. Mai 1538, als ihm der Wunsch
nach Veröffentlichung der Vorlesung geäußert wurde: ,,Est tumul-
tuaria et imperfecta lectio, qua aliis do ansam cogitandi, ideo non
esset consultum, ut in publicum prodiret. Es ist zu schwach“
(Tischrede 3888, III, 689). Vor der Genesis las Luther wie wir
sahen über ausgewählte Psalmen; schon Koffmane, bestimmter