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Friedrich; Obser, Karl [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 1. Abhandlung): Jugenderinnerungen Großherzog Friedrichs I. von Baden: 1826 - 1847 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37792#0017
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Jugenderinnerungen Großherzog Friedrichs I. von Baden.

IX

qu’il n’avait pas lors de son arrivee, est repandue sur sa figure;
oui, j’oserai le dire a V. A. R., il est eertainement encore plus joli
qu’il n’etait“1. Den Genesenden bekümmert nur, daß so viel Zeit
für den Unterricht verloren gegangen; er will das Versäumte mit
doppeltem Fleiß nachholen2. Freilich noch lange bedarf er der
Schonung, seine Ausbildung muß sich vorerst auf militärwissen-
schaftliche Vorträge durch den von Erzherzog Karl empfohlenen
Obersten v. Hauslab beschränken; alles übrige wird für die Hoch-
schule zurückgestellt.
So reiht sich an das Wiener Halbjahr, das im Mai 1843 zur
Neige geht, die Studienzeit in Alt-Heidelberg. Die beiden Jahre,
die Prinz Friedrich dort an den sonnigen Ufern des Neckars ver-
bringt, hat er stets als die schönsten und glücklichsten bezeichnet,
die er gemeinsam mit dem älteren Bruder verlebte; die frohe Er-
innerung daran, das Bewußtsein, was er ihnen geistig verdankt, be-
gleiten ihn durchs ganze Leben und finden noch in mancher öffent-
lichen Kundgebung des greisen, ehrwürdigen Fürsten späten Aus-
druck. Aus seinen Aufzeichnungen ersieht man, daß er es von vorn-
herein ernst und gewissenhaft mit der Arbeit nimmt; der Tag ist
reichlich mit Vorlesungen besetzt, ihre Ausarbeitung und häusliches
Selbststudium, ,,was doch immer die Hauptsache ist“, füllen ein
gut Teil der übrigen Zeit aus. Die Einführung in Rechts- und
Staatswissenschaft und Volkswirtschaft, die durch vorzügliche
Lehrkräfte vertreten sind, steht naturgemäß obenan. Seine Kennt-
nisse in der Physik, zu denen in Karlsruhe schon Wilhelm Eisenlohr
den Grund gelegt, erweitert er bei Philipp Jolly, dem Vorgänger
Kirchhoffs. Mathematik und Geometrie und alles, was dazu gehört,
gilt ihm als seine „Liebhaberei“; die praktischen trigonometrischen
Übungen mit Meßlatte und Meßtisch machen ihm besondere
Freude3. Dazu kommen die Kollegien über Geschichte, die er stets
als die große Lehrmeisterin der Menschheit hochschätzt, sowie über
Literaturgeschichte, die er bei Gervinus hört, und Philosophie, mit
der er sich später in Bonn mit Vorliebe beschäftigt.
Die freie Zeit wird fleißig zu Wanderungen und Ritten in die
Umgebung benutzt, bei denen sich die mannigfachen Reize der
Landschaft seinem empfänglichen, naturfrohen Sinne erschließen.
Gesellschaftliche Verpflichtungen, die der Heidelberger Aufenthalt
1 An Großherzogin Sophie, 12. März 1843.
2 An Großherzog Leopold, 18. Juli und 3. August 1843.
3 An Großherzog Leopold, 22. Febr. 1843.
 
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