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Sillib, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 3. Abhandlung): Zur Geschichte der großen Heidelberger (Manesseschen) Liederhandschrift und anderer Pfälzer Handschriften — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37798#0005
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Zur Geschichte der großen Heidelberger (Manesseschen) Liederhandschrift. 5

Wie kommt es nun, daß die Handschrift, nachdem sie schon
1657 für Paris festgelegt ist, noch im Begersehen Katalog von
1686 auftaucht ? Diese Unstimmigkeit erklärt Duncker folgender-
maßen: ,,Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß die Handschrift
bei der Eroberung Heidelbergs durch Tilly geraubt wurde, ebenso
wie auch andere Codices der Palatina damals verschwanden, und
dann, vielleicht erst durch dritte oder vierte Hand, an diese fran-
zösischen Sammler gelangte. Dagegen wird ,,Henrici VP1 Lieder
Buch“, das der hiesige Katalog Lorenz Begers aufführt, zu den
Bestandteilen der Pfälzer Hofbibliothek zu rechnen sein, welche
1693 in den Flammen des Heidelberger Schlosses ihren Untergang
fanden.“ Damit gibt Duncker die guten Gründe, die er für die
Identität von Henrici VU1 Lieder Buch und der großen Heidel-
berger Liederhandschrift beigebracht hatte, zugunsten einer höchst
unwahrscheinlichen Annahme auf, die nach ihm noch Konrad
Burdach vertreten hat5. Trotzdem Duncker darauf hingewiesen
hatte, daß nur die Heidelberger und die ihrer Geschichte nach hier
außer Betracht bleiben könnende Weingartner Handschrift die Lieder
Heinrichs VI. enthalten, soll nun eine dritte im Heidelberger
Brand von 1693 vernichtete Handschrift von gleichem Bestand —
man könnte allenfalls an die Handschrift, der das Tross sehe
Bruchstück in Berlin (Ms. germ. 4° n. 519) zugehört, denken —
postuliert werden; ihre Existenz wäre aber um so merkwürdiger,
als kein einziger Hinweis auf sie überliefert ist. Überall da —
und es sind dies reichliche Gelegenheiten — wo in Briefen von
unserer Liederhandschrift in dem letzten Jahrzehnt des 16. und
den beiden ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts gehandelt
wird, nirgends ist auch nur von einer Spur einer zweiten ähnlichen
in Heidelberg vorhandenen Handschrift die Rede. Auch die An-
gabe des Quartformates spricht gerade für unsere Handschrift.
Burdach fügt nun hinzu, „unter diesen [1693 beim Heidelberger
Schloßbrand] zugrunde gegangenen Büchern und Manuskripten
befand sich auch die von Duncker beschriebene, anfangs fälsch-
lich für die Pariser gehaltene Minnesängerhandschrift, und sie ist,
was Duncker entging, identisch mit einer Handschrift, die am
26. Juni 1622 durch den Amanuensis des Heidelberger Bibliothekars
Janus Gruter, Caspar Scedius, im Auftrag des Kanzlers Grün
mit einer Anzahl anderer zu einem Pack verbunden eingesiegelt
und entfernt wurde. In dem bei Theiner S. 77 Nr. XXII ab-
gedruckten Empfangsschein, den Allatius vorfand und mitnahm,
 
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