Zur Geschichte der großen Heidelberger (Manessischen) Liederhandschrift. 21
Hoch oben über dem Rheintal thronte die Stammburg der
Hohensax unweit Feldkirch, in der Stadt, in der seit 1528 Achilles
Pirminius Gasser (geh. 1505 in Lindau) als Stadtarzt lebte, von
wo er 1546 nach Augsburg übersiedelte. Hier war er bis zu seinem
Tode 1577 als Arzt, zugleich aber auch als aufrichtiger Freund der
vaterländischen Literatur und als Geschichtsschreiber tätig.
Gasser ist bekannt als der Verfasser der historischen Beschrei-
bungen von Lindau, Feldkirch, Chur und Augsburg in Sebastian
Münsters Cosmographie, ferner der Annales .civitatis ac reipublicae
Augsburgensis37. Er stand als warmer Freund der evangelischen
Sache in nahen Beziehungen zu den Magdeburger Centuriatoren,
namentlich zu Flach s Illyricus, dem er 1560 den FüGGERSchen
Otfried für den Catalogus testium veritatis abgeschrieben und dieser
Abschrift eine „Erklärung der alten teutschen Worten“ beigegeben.
Ulrich Fugger ist Gasser schon frühe nahegetreten mit einem
Catalogus regium omnium, quorum sub christiana professione per
Europam adhuc regna florent, den er 1554 Ulrich Fugger gewidmet
herausgegeben hat. Durch seine Mutter Ursula, die Tochter Caspars
von Randeck, stammt Gasser von diesem Ministerialengeschlecht
der Montforts ab38, das wieder seinerseits mit denen von Sax \rer-
sippt gewesen zu sein scheint39. So liegt die Vermutung nahe, ob
nicht Gasser es gewesen, der durch diese verwandtschaftlichen
Beziehungen begünstigt, die große Heidelberger Liederhandschrift
Ulrich Fugger zu vermitteln berufen war. Allergrößtes Interesse
dürfen wir von ihm ohne weiteres voraussetzen wie von seiner
Familie, die durch die Randeck mit den Freiherren von Schellen-
berg verschwägert waren, jenem Adelsgeschlecht, das ursprünglich
auf Schloß Schellenberg bei Feldkirch gesessen und dessen Nach-
komme, Hans von Schellenberg, ein begeisterter Verehrer der
deutschen Altertumsforschung, unsere Handschrift im Jahr 1597
eine Zeitlang bei sich in Verwahrung gehabt hatte40. Daß Gasser
es gewesen, der die Handschrift Ulrich Fugger verschafft haben
dürfte, diese Annahme kann nicht daran scheitern, daß Gassers
Bibliothek erst 1577 nach seinem Tod von Fugger erworben worden
ist und daß die Handschrift nicht in den GASSERSchen Katalogen
(Vat. Pal. lat. 1922 —1924) erscheint. Wir haben festgestellt, daß
die Verbindung Gassers mit Fugger mindestens bis ins Jahr
1554 zurückreicht; es dürfte auch recht fraglich sein, ob über-
haupt Gasser die kostbare Handschrift aus eigenen Mitteln zu
erwerben vermochte, trotzdem er, wie wir wissen, ein „lielluo et
Hoch oben über dem Rheintal thronte die Stammburg der
Hohensax unweit Feldkirch, in der Stadt, in der seit 1528 Achilles
Pirminius Gasser (geh. 1505 in Lindau) als Stadtarzt lebte, von
wo er 1546 nach Augsburg übersiedelte. Hier war er bis zu seinem
Tode 1577 als Arzt, zugleich aber auch als aufrichtiger Freund der
vaterländischen Literatur und als Geschichtsschreiber tätig.
Gasser ist bekannt als der Verfasser der historischen Beschrei-
bungen von Lindau, Feldkirch, Chur und Augsburg in Sebastian
Münsters Cosmographie, ferner der Annales .civitatis ac reipublicae
Augsburgensis37. Er stand als warmer Freund der evangelischen
Sache in nahen Beziehungen zu den Magdeburger Centuriatoren,
namentlich zu Flach s Illyricus, dem er 1560 den FüGGERSchen
Otfried für den Catalogus testium veritatis abgeschrieben und dieser
Abschrift eine „Erklärung der alten teutschen Worten“ beigegeben.
Ulrich Fugger ist Gasser schon frühe nahegetreten mit einem
Catalogus regium omnium, quorum sub christiana professione per
Europam adhuc regna florent, den er 1554 Ulrich Fugger gewidmet
herausgegeben hat. Durch seine Mutter Ursula, die Tochter Caspars
von Randeck, stammt Gasser von diesem Ministerialengeschlecht
der Montforts ab38, das wieder seinerseits mit denen von Sax \rer-
sippt gewesen zu sein scheint39. So liegt die Vermutung nahe, ob
nicht Gasser es gewesen, der durch diese verwandtschaftlichen
Beziehungen begünstigt, die große Heidelberger Liederhandschrift
Ulrich Fugger zu vermitteln berufen war. Allergrößtes Interesse
dürfen wir von ihm ohne weiteres voraussetzen wie von seiner
Familie, die durch die Randeck mit den Freiherren von Schellen-
berg verschwägert waren, jenem Adelsgeschlecht, das ursprünglich
auf Schloß Schellenberg bei Feldkirch gesessen und dessen Nach-
komme, Hans von Schellenberg, ein begeisterter Verehrer der
deutschen Altertumsforschung, unsere Handschrift im Jahr 1597
eine Zeitlang bei sich in Verwahrung gehabt hatte40. Daß Gasser
es gewesen, der die Handschrift Ulrich Fugger verschafft haben
dürfte, diese Annahme kann nicht daran scheitern, daß Gassers
Bibliothek erst 1577 nach seinem Tod von Fugger erworben worden
ist und daß die Handschrift nicht in den GASSERSchen Katalogen
(Vat. Pal. lat. 1922 —1924) erscheint. Wir haben festgestellt, daß
die Verbindung Gassers mit Fugger mindestens bis ins Jahr
1554 zurückreicht; es dürfte auch recht fraglich sein, ob über-
haupt Gasser die kostbare Handschrift aus eigenen Mitteln zu
erwerben vermochte, trotzdem er, wie wir wissen, ein „lielluo et