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Spiegelberg, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1922, 3. Abhandlung): Eine neue Spur des Astrologen Petosiris — Heidelberg, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.38036#0003
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Trotz aller aufgewandten Mühe1 ist die Persönlichkeit des in
der Suidasstelle als φιλόσοφος bezeichneten ägyptischen Astro-
logen Petosiris noch ebenso rätselhaft, wie es auf Grund der bis-
her vorliegenden Angaben unmöglich war, seine Lebenszeit zu be-
stimmen. Die Nachricht, daß er unter einem König Nechepsos
gelebt hat, fügt nur ein y zu dem x, da wir diesen König zeitlich
nicht festlegen können. Denn auch der von Manetho in die 26. Dy-
nastie verlegte König Νεχεψώς ist eine unbekannte Größe, da er
auf den ägytischen Denkmälern bisher nicht nachgewiesen worden
ist und schwerlich an die ihm von dem ägyptischen Geschichts-
schreiber oder seinen Bearbeitern zugewiesene Stelle gehört2. Die
bei Athenaeus (III, 114 C) überlieferte Aristophanesstelle καί τον
κυλλαστιν φθόγγου καί τον Πετόσφιν nennt aber, wie mir Franz Boll
mit Recht bemerkte, gewiß nicht den berühmten ägyptischen
Weisen, sondern in diesem Zusammenhang neben dem ägyptischen
Brotnamen Kyllastis (krst) noch einen der häufigsten ägyptischen
Eigennamen. Also fällt auch dieser terminus ante quem für die
Ansetzung der Lebenszeit des Petosiris weg3. Um so willkommener
muß uns ein neues Zeugnis sein, das ein helles Licht in das Dunkel
dieser Frage zu werfen scheint.
Im Januar 1920 ließ Gustave Lefebvre in dem oberägyp-
tischen Orte Derwe in der Nähe des alten Hermopolis (el-Aschmunen)

1 Vgl. vor allem die Sammlung der Fragmente durch E. Riess: Neche-
psonis et Petosiridis fragmenta. Philologus Suppl. Bd.VI (1892) und desselben
Bonner Dissertation (1890).
2 Vgl. zu der verwickelten Frage Wiedemann: Geschichte Ägyptens,
S. 601, und die dort angegebene Literatur. Ich selbst möchte, ohne zur Zeit
Beweise geben zu können, in Nechepsos einen der zahllosen ägyptischen Klein-
könige vermuten, die sich in der Perser- oder Ptolemäerzeit einmal zeitweise
unabhängig gemacht hatten, und dadurch in den national-ägyptischen Kreisen
zu so großem Ansehen gelangten, daß sie in der Literatur eine Rolle spielen
konnten.
3 Lauth (Sitz.-Ber. Münchner Akad. 1875, S. 106ff.) glaubte unseren
Weisen in zwei demot. Papyrus des Turiner Museums gefunden zu haben. Doch
beruht seine Annahme auf falschen Lesungen. Es steht kaum ein Wort von
dem da, was seine hemmungslose Phantasie entziffert hat, vor allem nicht
der Name Petosiris.
 
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