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Spiegelberg, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1922, 3. Abhandlung): Eine neue Spur des Astrologen Petosiris — Heidelberg, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.38036#0006
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Wilhelm Spiegelberg:

hunderts machen werden1. Da erscheinen altbekannte Szenen, z.B.
solche, die das Landleben schildern, in neuer Auffassung und in
neuem Stil. Wenn man die Figuren der Landarbeiter in griechischen
Chitonen erblickt, so hat man einen Augenblick den Eindruck, als
ob sie von griechischen Künstlern herrührten. Aber bei näherem
Zusehen empfindet man doch auch hier den ägyptischen Geist und
wird zu der Ansicht kommen, daß die Schöpfer dieser so griechisch
anmutenden Typen Ägypter waren, die vielleicht einmal in einem
griechischen Atelier in die Lehre gegangen sind. Die Gewand-
behandlung weist, wie mich Fr. v. Duhn freundlichst belehrt, in
das 4. Jahrhundert, also in die Zeit Alexanders des Großen.
Das Grab des Petosiris ist eigentlich ein Grabtempel, der aus
zwei von Lefebvre als Naos und Pronaos bezeichneten Räumen be-
steht und ist über dem Grab errichtet, das die Leichen der Hohen-
priesterfamilie enthielt. Gefunden haben sich in der ausgeraubten
Grabkammer zwei Steinsarkophage und ein Holzsarg, die einst die
jetzt verschwundenen Leichen des Petosiris, seiner Frau und ihres
ältesten Sohnes bargen. Aus den in diesem Grabtempel erhalten
gebliebenen griechischen Graffiti der Ptolemäerzeit, wahrscheinlich
aus der Mitte des 3. vorchristl. Jahrhunderts2 ergibt sich, daß Her
Grabtempel des Petosiris damals zugänglich war und unter den
Griechen dieser Zeit große Verehrung genoß. In einer der Inschrif-
ten wird das Grab als ιερόν bezeichnet, und eine andere zeigt, daß
der fromme Besucher noch wußte, wer hier begraben lag. Das ist
der für die hier aufgeworfene Frage wichtige jambische Trimeter
(S. 44)
Πετοσεψιν αύδώ τό(ν) κατά χθονός νέκυν
νυν δ’έν Ό-εοΐσι κείμενον, μετά σοφών σοφό(ν)
Der Dichter hat also den hier bestatteten Petosiris als einen
göttlich verehrten Weisen angerufen und ihn unter jene Men-
1 Sie werden auch endlich in die in den letzten Jahren bekannt gewor-
denen späten Reliefs chronologische Ordnung bringen. Siehe die letzte klare
Zusammenfassung von H. Schäfer: Berliner Museen XLII (1920) Heft 1/2,
der aus den Untersuchungen Masperos und v. Bissings das folgende Fazit
zieht: „Sicher scheint mir nur zweierlei: daß eins der schönsten und reichsten
Reliefs, das Tigrane-Relief im Museum von Alexandrien, aus der Zeit bald
nach der persischen Eroberung stammt, daß andrerseits einige andere wohl
sicher in die Zeit nach der Eroberung durch Alexander gehören.“
2 Fr. v. Duhn bestätigte unter Hinweis auf die Inschriften der Hadra-
Vasen (Pagensteci-ier im American Journal of Arch. XIII (1909) S. 378ff.)
diese Datierung.
 
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