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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1922, 6. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 4 — Heidelberg, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.38039#0027
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Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. IV.

2?

boten war, sie zu brauchen. Vielleicht gilt das auch von
einem oder dem andern der oben angeführten Wörter.
6. Als eine Besonderheit der Formenlehre (abgesehen von der
unter 2 angeführten) — und zugleich der Syntax — betrachte
ich: Die endungs(d. li. <m-)losen Pluralformen der Nomina gelten 5
nicht nur als Nominative (s. oben S. 17 No. 5), sondern auch als
Akkusative. Vgl. R. 109. 9: rasn 'liac 'man Ttarend 'ke 'to pcrf
bandand 'die Stricke macht man aus mir, welche deinen Fuß
oder auch: deine Füße binden’; und so noch 4mal auf der selben
Seite, sowie 112. 1, 3; aus dem pluralischen Verbum des folgenden io
Relativsatzes geht das mit Sicherheit hervor.1) Nom. und Akk.
Plur. mußten im Westlranisclien bei den meisten Stammklassen
zusammenfallen. Der Casus obl. des Plurals hat wohl stets -an2),
aber die äw-Form dient doch auch als Nominativ; so jedenfalls
113. 12 f.; t d3 *) lpa 2 pake kötakän 'frösand 'dich kaufen die Kinder 15
um 2 Heller’; ferner 112. 3.
Die folgenden beiden Punkte können nicht als dia-
lektische Eigentümlichkeiten bezeichnet werden; wohl aber
bedeuten sie Abweichungen von dem, was im literarischen
BuchPahlavi als Norm gilt. Nämlich: '20
7. Die Wortstellung ist frei; so kommt es, daß das enkl.
Pronomen auch hinter dem Verbum und dem Nomen auftritt
(vgl. §§ 18a und 27), was im BuchPahlavi — von den Über-
setzungen abgesehen — verpönt ist. S. noch S. 24 No. 8.
8. Die enkl. Pronomina werden — im Gegensatz zum guten 25
BuchPahlavi — auch possessiv verwendet, s. § 27.
Es sind solcher Besonderheiten sicher noch mehr vorhanden,
denn man darf mit Zuversicht annehmen: wenn sich R. in den
9 Blochet übersetzt ganz ungenau 4a corde . . . avec laquelle . . .’; ent-
sprechend auch Anklesaria. 30
2) Eine Ausnahme liegt anscheinend vor K. 111. 12: kcimar .. . 'ke dznäyend
'pa morvarlt 'den Gürtel . . ., den sie mit Perlen ausstaffieren5; s. S. 26. Aber
m° kann gar wohl kollektiv 'Perlschmuck’ gedacht sein.
3) Das Wort muß 'dich’ meinen, und zwar starktoniges, da es im Gegen-
satz steht. Was ist aber mit td gemeint? Anklesaria hat auf das Wort auf- 35
merksam gemacht, seine Gleichsetzung mit cif cd (d. i. ap t = u-t) ist aber un-
richtig. Ich kenne starktoniges ti 'dich’ nur aus den kaspischen Dialekten,
auf die sich zu berufen mir nicht angängig erscheint. Blochets Text hat tu,
aber mit awestischem ij-Zeichen, Man erwartet tu; doch wird das Wort sonst
immer mit der Maske rk geschrieben. Ob PäzandSchreibung vorliegt? Im 40
Bd. ist das keine Seltenheit.
 
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