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Christian Bartholomae.
mehr mitteilt, als was wir hier lesen. Ich halte es nicht für ganz
ausgeschlossen, daß sich in KDtäl. azem 'ich selbst' jenes alte az0m
fortsetzt, trotz der daneben herkömmlichen Formen für 'du’ und
'er selbst'. Wir hätten uns dann die Gründe und Vorgänge, die
5 zur Neubildung von azet, azes führten, so zu denken: Die alte
Betonung von az0m war dz0m. Über die Betonung im Tälisl finde
ich keine Angaben. Ich nehme an, daß sie sich von der neu-
persischen nicht -wesentlich unterschied; vgl. für sie Salemann
PGr. 20 ff. Im allgemeinen wird hier die Schlußsilbe betont; das
io gilt auch für die Präsentien mit kurzer Stammsilbe, also baräm
'ich trage’, Jcunäm 'ich mache’, u. s. w. Und man wird kaum fehl-
gehen, wenn man die mitteliranische Betonung in diesen Stücken
der neupersischen gleichsetzt. Es läßt sich nun wohl denken, daß
unter dem Einfluß der Ultimabetonung im allgemeinen und ins-
15 besondere unter dem Einfluß solcher Präsensformen der 1. Sing.,
die ja häufig neben einem 'ich selbst’ Vorkommen mußten, äzom
durch azöm ersetzt, also mit (mp.) baröm, hunöm rhythmisch aus-
geglichen wurde. In az-om weisen beide Silben auf das Ich.
Dadurch nun, daß die zweite Silbe den Hauptton erhielt, verlegte
20 sich der Schwerpunkt der IchBedeutung auf die Schlußsilbe, die
der Vordersilbe verblaßte; aus einem 'ich selbst, gerade’ wurde
ein 'selbst, gerade ich’. So konnte es schließlich geschehen, daß
sich einem azem selbst ich’ ein azet 'selbst du’, azes 'selbst er
zur Seite stellte, nachdem sich die alte Bedeutung des Vorder-
25glieds der Verbindung völlig verwischt hatte, und zwar trotzdem
im Tälisl az 'ich’ noch lebendig ist. Die natürliche Silbentrennung
a-zem spielte bei der Entfremdung und Verdunkelung eine nicht
unwesentliche Rolle.
Ein anderer zum gleichen Ziel führender Weg könnte der
so gewesen sein: Neben azem gab es in gleicher Bedeutung xudem>
und neben xudem steht xudet, xudes du, er selbst’. Auf dem
Weg der Proportionsbildung mag dann azet, azes geschaffen
worden sein, xudem: xudet, °es = azem: azet, °es. Die Voraus-
setzung ist auch hier, daß die Bedeutung des az in azom verblaßt
35 war. Der eine Weg schließt den andern nicht aus. Wenn in der
Sprachgeschichte mehrere Wege zum gleichen Ziel führen, so ist
die Wahrscheinlichkeit, daß jenes Ziel erreicht wird, um so größer.
Leider sind wir über das Tälisl allzuwenig unterrichtet, so daß
wir über Vermutungen nicht hinauskommen.
Christian Bartholomae.
mehr mitteilt, als was wir hier lesen. Ich halte es nicht für ganz
ausgeschlossen, daß sich in KDtäl. azem 'ich selbst' jenes alte az0m
fortsetzt, trotz der daneben herkömmlichen Formen für 'du’ und
'er selbst'. Wir hätten uns dann die Gründe und Vorgänge, die
5 zur Neubildung von azet, azes führten, so zu denken: Die alte
Betonung von az0m war dz0m. Über die Betonung im Tälisl finde
ich keine Angaben. Ich nehme an, daß sie sich von der neu-
persischen nicht -wesentlich unterschied; vgl. für sie Salemann
PGr. 20 ff. Im allgemeinen wird hier die Schlußsilbe betont; das
io gilt auch für die Präsentien mit kurzer Stammsilbe, also baräm
'ich trage’, Jcunäm 'ich mache’, u. s. w. Und man wird kaum fehl-
gehen, wenn man die mitteliranische Betonung in diesen Stücken
der neupersischen gleichsetzt. Es läßt sich nun wohl denken, daß
unter dem Einfluß der Ultimabetonung im allgemeinen und ins-
15 besondere unter dem Einfluß solcher Präsensformen der 1. Sing.,
die ja häufig neben einem 'ich selbst’ Vorkommen mußten, äzom
durch azöm ersetzt, also mit (mp.) baröm, hunöm rhythmisch aus-
geglichen wurde. In az-om weisen beide Silben auf das Ich.
Dadurch nun, daß die zweite Silbe den Hauptton erhielt, verlegte
20 sich der Schwerpunkt der IchBedeutung auf die Schlußsilbe, die
der Vordersilbe verblaßte; aus einem 'ich selbst, gerade’ wurde
ein 'selbst, gerade ich’. So konnte es schließlich geschehen, daß
sich einem azem selbst ich’ ein azet 'selbst du’, azes 'selbst er
zur Seite stellte, nachdem sich die alte Bedeutung des Vorder-
25glieds der Verbindung völlig verwischt hatte, und zwar trotzdem
im Tälisl az 'ich’ noch lebendig ist. Die natürliche Silbentrennung
a-zem spielte bei der Entfremdung und Verdunkelung eine nicht
unwesentliche Rolle.
Ein anderer zum gleichen Ziel führender Weg könnte der
so gewesen sein: Neben azem gab es in gleicher Bedeutung xudem>
und neben xudem steht xudet, xudes du, er selbst’. Auf dem
Weg der Proportionsbildung mag dann azet, azes geschaffen
worden sein, xudem: xudet, °es = azem: azet, °es. Die Voraus-
setzung ist auch hier, daß die Bedeutung des az in azom verblaßt
35 war. Der eine Weg schließt den andern nicht aus. Wenn in der
Sprachgeschichte mehrere Wege zum gleichen Ziel führen, so ist
die Wahrscheinlichkeit, daß jenes Ziel erreicht wird, um so größer.
Leider sind wir über das Tälisl allzuwenig unterrichtet, so daß
wir über Vermutungen nicht hinauskommen.