Metadaten

Boll, Franz; Bezold, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 1. Abhandlung): Carl Bezold: Nachruf, im Namen der philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg, gesprochen bei der Beisetzung am 23.11.22 — Heidelberg, 1923

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38042#0012
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Frainz Boll:

Seine Universitätsstudien, die er im Jahre 1877 achtzehn-
jährig begann, erstreckten sich neben der klassischen Philologie, der
er stets sein Interesse bewahrt hat, auf den ganzen Umfang der
semitischen und arischen Sprachen des Ostens, auf Assyrisch, Ara-
bisch, Äthiopisch wie auf Indisch und Persisch, ohne daß darüber
das Chinesische ganz aufgegeben worden wäre. Mit der Treue und
Beharrlichkeit, die ein Grundzug seines Wesens war und ihn nichts
von dem ganz wieder aufgeben ließ, was er einmal ergriffen hatte,
suchte er auch in dieser schwierigen Sprache und Schrift zeitlebens
auf dem Laufenden zu bleiben; und daß es ihm bis zu einem ge-
wissen Grade gelang, zeigt noch eine seiner letzten Arbeiten, der
Beitrag zur Festschrift für Friedr. Hirth: Sze-ma Ts’ien und die
babylonische Astrologie, Ostas. Ztschr., 1920.
Seine Universitätslehrer waren außer den Semitisten Fr. Hom-
mel und E. Trumpp, dem Sanskritisten E. Kuhn und dem ebenfalls
in München wirkenden bekannten Geschichtsschreiber der klassischen
Philologie Konr. Bursian, dessen Schwiegersohn er später wurde
(1888), vor allem die Semitisten Heinrich Leberecht Fleischer,
Ludolf Krehl und Friedrich Delitzsch in Leipzig. Dem ersten
Abschluß seiner Studien durch die Promotion (1880) auf Grund
einer epigraphischen Arbeit über die große Darius-Inschrift am
Felsen von Behistun ließ er noch ein Semester bei Theodor Nöl-
deke in Straßburg folgen. Er ist dem ehrwürdigen Altmeister der
deutschen orientalistischen Forschung, der noch heute in voller Gei-
stes- und Arbeitsfrische unter uns weilt, im Laufe der Jahre immer
näher getreten; es ist wohl kaum ein Jahr oder auch nur ein halbes
vergangen, daß er ihn nicht besucht und tagelang in seiner Nähe ver-
weilt hätte. Die zweibändige Festschrift zu Nöldekes 70. Geburts-
tag (1906) hat er redigiert. Sie ist ein monumentales Zeugnis für
die ganze damalige Orientalistik geworden. Fünf Nationen gehörten
die Gelehrten an, die zum vorbereitenden Ausschuß zusammen-
traten, der gesamten Kulturwelt die Verfasser der Beiträge zu
Ehren des deutschen Gelehrten. Von den übrigen älteren Fach-
genossen standen ihm neben Nöldeke wohl der vor nicht langer
Zeit heimgegangene J. Goldziher und Chr. Snouck IJurgronje
besonders nahe.
1883 hat sich Bezold in München habilitiert. Ein Ruf der
englischen Regierung, der dem eben verheirateten jungen Do-
zenten auch aus äußeren Gründen willkommen sein mußte, führte
ihn 1888 — 94 nach London ins Britische Museum. Dem schon
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften