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Bartholomae, Christian [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 3. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 5 — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38044#0023
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Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. V.

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5. Man kann für die Herkunft des obliquen -e aus *-ahia
folgende Gründe geltend machen (s. Hübschmann IFAnz. 10. 30,
Meillet JAs. 1900 a. 254, Gauthiot MSL. 20, 61 ff.)1):
1. Im Singular des persönlichen Pronomens der
1. Person liegt im MPers. und MParth. die Scheidung: Gas. rect. s
= Nominativ (az = uriran. *azam, ap. adani), Cas. obl. = Genitiv
(man = uriran. *mana, ap. mana) deutlich und unzweifelhaft vor;
also ist die gleiche Scheidung auch beim Substantivum und Ad-
jektivum zu erwarten.
2. Der mpers. und mparth. Ausgang des Cas. obl. plur. -an io
stammt sicher aus dem alten Gen.Plur.Ausgaug der a-Deklination
uriran. *-anam (ap. -anam); also ist zu erwarten, daß auch der
Ausgang des Cas. obl. sing, -e den Gen.Sing.Ausgang der «-De-
klination uriran. *-ahia (ap. -ahya) fortsetzt.
3. Bei den Substantiven und Adjektiven der «-Deklination 15
konnte im MPers. und MParth. kein anderer Kasus als der
Genitiv zur Verwendung als Cas. obl. sing, in Betracht kommen,
da nach der Wirkung jenes Auslautsgesetzes, demzufolge in mehr-
silbigen Wörtern der Sonant der letzten Silbe samt den etwa
dahinterstehenden Konsonanten unterging, alle andern Singular- 20
kasus (auf ar. -am, -ä, -cd, -cicl, -ai) außer dem Genitiv (auf -cisia)
mit dem Nom. Sing, (auf -as), dem Cas. rect. zusammengefallen
waren. Bei den pronominalen «-Stämmen hätten allerdings auch
die s?«-Kasus (auf ar. -asmai, -asmacl, -asmifn) als Cas. obl. gegen-
über dem Nom. Sing, dienen können; sie würden sämtlich -am 25
ergeben haben. Das Pronomen wurde aber zumeist mit dem Nomen
ausgeglichen, und es haben sich solche m-Formen nur im Afgh.
und Oss. erhalten; s. S. 26 mit No. 2, und Miller SprOss. § 63 f.
4. Für die Herleitung des -e aus dem alten Genitivausgang
spricht auch der genitivisclie Gebrauch der e-Formen in den 30
mpers. und mparth. Inschriften; man halte insbesondere mparthl.
yuhrepuhr 'Sohn des Sohns (Enkel)’ mit mparthT. sähansäh 'König
der Könige’ zusammen, wozu wieder das ap. xsäya$iyah xsäyafHyänäm
zu vergleichen ist—puhrepuhr ist also uriran. *pu$fahia puftrah* —,
sowie mpB. ce räb 'weswegen’? mit ap. avahyarädiy 'deswegen’. 35
5. Der Genitiv hatte von altiranischer Zeit her die
stärkste Anwartschaft darauf, allgemeiner Cas. obl. zu

p Ich sage 'man kann . . eine wirklich systematische Begründung habe
ch noch nicht gesehen.
 
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