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Curtius, Ludwig; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 4. Abhandlung): Der Astragal des Sotades — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38045#0009
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Der Astragal des Sotades.

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ή ρά νύ μοι δεινή τε καί αίδοίη θεός ένδον,
ή μ’ έσάωσ’, δτε μ’άλγος άφίκετο τήλε πεσόντα
μητρός έμής ίότητι κυνώπιδος, ή μ’ έθέλησεν
κρύψαί χωλόν Ιόντα ‘τότ’ άν πάθον άλγεα θυμω,
εί μή μ’ Εύρυνόμη τε Θέτις θ’ ύπεδέξατο κόλπω,
Εύρυνόμη, θυγάτηρ άψορρόου Ώκεανοΐο.
τήσι παρ’ είνάετες χάλκευαν δαίδαλα πολλά,
πόρπας τε γναμπτάς θ’ έλικας κάλυκάς τε καί δρμους
εν σπήϊ γλαφυρόν περί δέ ρόος Ώκεανοΐο
άφρω μορμύρων ρέεν άσπετος’ (Ilias XVIII, 394ff.).
Diese ist’s, die sich wölbende Höhle, vom rauschenden Okeanos
umflossen, in der Thetis und Eurynome den seiner Mutter verhaßten
Hephaest bargen. Hier raucht seine Esse, hier entstehen seine
Wunderwerke. Aus ihr ist er eben herausgehinkt — wozu?
Man kann den Charakter und die Bewegung Hephaests nicht
gründlicher mißverstehen, als dies J. Six (J. H. S. XIII, 1892/3,
S. 136) getan hat. Er glaubt, es sei ein νυμφόληπτος, ein besessener
wie Bakis, und seine erregten Gesten seien der Ausdruck
von Ekstase zugleich und Furcht. Die Bewegung Hephaests erklärt
sich einfach: die ausgestreckte Rechte mit dem flachen Handrücken
nach oben bedeutet, wie dies schon M. Mayer a. a. 0. Sp. 2149 ge-
sehen hat, nichts anderes als die Geberde des Herbeiwinkens, wobei
man sich der komischen Mißverständnisse erinnern mag, die heute
noch im Süden dadurch entstehen, daß der ihrer ungewohnte Nord-
länder sie verkehrt deutet1. Also Hephaestos winkt mit der Rechten
die Mädchen herbei; die in die Luft erhobene Linke kann darum
nichts anderes heißen als Aufforderung zu Schweben und Tanz,
der denn die zarten Geschöpfe auf den drei anderen Seiten des Ge-
fäßes bereitwillig nachkommen.
Daraus ergibt sich weiter der inhaltliche Zusammenhang der
vier Bilder, der Six und Hauser unklar blieb. Hephaest ruft den
Reigen der zierlichen Tänzerinnen wie ein Ballettmeister herbei und
lädt sie ein oder befiehlt ihnen, sich in die Luft zu erheben. Kommen
die Koren auf dem ersten Bilde offenbar folgsam schüchtern in
schon geschlossener Reihe auf den Ruf des Gottes eilig mit großen
Schritten herbei, so haben sie auf dem zweiten zu freierer Bewe-
gung die Hände gelöst und schweben in eine höhere Luftregion
1 Siehe Sittl, Gebärden, S. 216, wobei fraglich bleibt, ob κατασείειν der
deckende Ausdruck dafür ist. DieAnm. 8 ebenda gegebenen Beispiele stimmen,
wie bei diesem Autor nicht anders zu erwarten, nicht.
 
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