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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 5. Abhandlung): Sal ammoniacus, Nušādir und Salmiak — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38046#0003
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TJnser Wort Salmiak ist bekanntlich eine Abkürzung von
Sal ammoniacus. Sie bat sich als späte Entlehnung aus dem
Deutschen auch im Dänischen, Schwedischen und Litauischen
(als mlmijokas) Bürgerrecht erworben. Die andern west- und süd-
europäischen Sprachen bewahren die ursprüngliche Form, wie
ital. sale ammoniaco, engl, salt ammoniac, holl, ammoniac zout; im
Spanischen kommt auch sal armoniaco vor. Die gleiche Bildung
finden wir im Polnischen mit sol ammoniacka und selbstverständ-
lich im Neugriechischen mit άλας άμμονιακόν. Treten wir aber
von Polen nach Rußland hinüber, d. h. aus dem Bereich der
katholischen Kirche und des Latein in den der griechischen Kirche
und asiatischer Einflüsse, so begegnet uns hier zuerst das fremd-
artige HamaTHpi. nasatyr als Name des Salzes. Offenbar gleichen
Ursprunges sind auch das armenische anoüsadr, die syrischen
Wortformen anusädür, nüscCdar, nüsädur1), das talmudische .
Alle scheinen auf das von Persien aus über das ganze Gebiet des
Islam verbreitete jiisy , jjLüj zurückzugehen. Einen neuen Geltungs-
bereich eroberte sich dieses Nusädir, als man etwa vom 12. Jahr-
hundert an begann, arabische Medizin und Alchemie in bar-
barisches Latein zu übertragen. Es verschwand, als man die
Übersetzungen von dem Ballast arabischer Fremdwörter befreite,
und an seine Stelle trat sal ammoniacus. Doch nicht nur west-
wärts ist das Salz und sein Name gewandert: alte chinesische
Quellen, vielleicht die ältesten Nachrichten, die das natürliche Vor-
kommen in Zentralasien überhaupt erwähnen, bezeugen durch den
Namen nao-sha den Zusammenhang mit der Fundstätte, und im
Süden spiegelt das Sanskrit mit navasara und navasadara den
Lautbestand des Fremdwortes wieder.

ö Die syrischen Belege im Text sind, um sie für Nichtorientalisten lesbar
zu machen, nach einem vereinfachten System in Umschrift gegeben; der Kenner
des Syrischen wird das Original leicht wiederherstellen.

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