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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 5. Abhandlung): Sal ammoniacus, Nušādir und Salmiak — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38046#0008
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Julius Ruska:

in seiner dreibändigen Collection des anciens Alchimistes Grecs
(Paris 1888) und seiner die syrischen und arabischen Texte ent-
haltenden Ghimie au Moyen Age (Paris 1893) mit seinem Stabe
von Mitarbeitern der Geschichte der Chemie einen gewaltigen An-
stoß gegeben und mit der Veröffentlichung der Texte und Über-
setzungen ein Studienmaterial beigebracht, das die älteren Er-
forscher der Geschichte der Chemie nur zu schmerzlich vermißt
haben. Allein dem tiefer in diese Texte und Übersetzungen ein-
dringenden Philologen entgeht es nicht, daß die zeitliche Fest-
legung der Texte, die Scheidung der Quellen, die Zuverlässigkeit
der Übersetzungen noch viel zu wünschen übrig läßt, und daß
im ganzen hier noch keine kritische Geschichte, sondern nur eine
große Stoffsammlung vorliegt, aus der zahlreiche Werkstücke nach
Ort und Zeit ihres Entstehens erst gesondert und neu eingereiht
werden müssen. Wie viel hier noch selbst innerhalb der griechi-
schen Überlieferung zu tun bleibt, zeigt die Pionierarbeit von
Frau J. Hammer-Jensen1), wie unsicher solche Arbeit ist, wenn
nicht zugleich ausgedehntes chemisches Wissen sich mit der philo-
logischen Kritik verbindet, lehrt die Ablehnung vieler Ergebnisse
dieser ihrer Studie seitens des ersten Kenners der alten Chemie-
geschichte.2) Mit den syrischen und arabischen Texten hat sich
meines Wissens seit ihrem Erscheinen überhaupt noch kein
Orientalist philologisch-kritisch beschäftigt; begreiflich genug, da
diese Kritik ebenso die Bewältigung der griechischen Texte wie
die Kenntnis der Chemiegeschichte zur Voraussetzung hat und
das Urteil selbst dann noch infolge der Lückenhaftigkeit der
Überlieferung und der Unsicherheit der kritischen Maßstäbe ein
schwankendes bleiben wird.
Durch neue Funde, die zeitlich festliegen und einen leicht
wiederzuerkennenden Tatbestand chemischer Theorie darstellen,
durch die chemischen Schriften al RäzI’s glaube ich indessen
in der Lage zu sein, die Quellenscheidung einen Schritt weiter zu
fördern. Eines der besten Kriterien bildet das Auftreten des
Salmiaks in Rezepten und theoretischen Erörterungen. Die wich-
tige Rolle, die diesem Körper in der Geschichte der Chemie zu-
kommt, auseinanderzusetzen, ist einer Studie Vorbehalten, die an
ß Ingeborg Hammer Jensen, Die älteste Alchemie, Schriften der Kgl. Dän.
Akademie zu Kopenhagen 1921.
2) Edmünd 0. von Lippmann, Zur Geschichte der Alchemie, Zs. f. angew,
Chemie, 35. Jahrg. 1922, Nr. 78.
 
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