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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0016
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16

Otto Immisch:

sog. Kontaminierens, bis wir endlich in Terenz’ Zeit die fort-
geschrittenste Forderung aufstellen hören: contaminare non decere
fabulas, die Forderung der Integra ex Integra Graeca. Das gibt m. E.
eine verständliche Gesamtentwicklung, in die sich auch die hier
nicht näher zu verfolgenden Vorstufen gut einfügen, jene griechi-
schen, oskischen und (wenn Kalinka, Vollmer und Müller recht
haben) etruskischen Spiele der verschiedenartigen Tänzer, Sänger
und Spaßmacher, all der spatiatores atque fescennini, um mit Plautus’
Zeitgenossen zu reden, dem alten Cato, der ihre Art (or. 40 Jord.)
charakterisiert mit staticulos dare, ridicularia fundere, iocos dicere1
voces demutare (vgl. oben S. 10 άπεμιμήσατο τήν άγωγήν των παρά
τοΐς κιναίδοις διαλέκτων; aber auch an die derben Szenen, wo
es sich wie in der Casina um einen als Frau verkleideten Mann
handelte, darf man denken: vocem deducas oportet, ut videantur
mulieris verba .... vocem reddam ego tenuem et tinnulam, Pomponius
57ff.), und schließlich auch, was für den Zusammenhang mit den
griechischen Parallelerscheinungen, wie der Magodie, bezeichnend
ist: interdum graecos versus agere. Wenn Reitzenstein Leos „Hel-
lenistisches Singspiel“ trotzalledem auch seinerseits beiseite schiebt,
weil auf griechischem Boden bisher nur Einzelvorträge bezeugt
seien, so ist da eben jene wohlbezeugte Spielart der Magodie über-
sehen, die eine ύπόΤεσις κωμική hatte und unmittelbar hinüber-
leitet zur mimischen Hypothese, ganz deutlich auch ihrerseits eine
fabula argumento serta. So gelangen wir denn schließlich zu einer
sehr wesentlichen Modifikation der Leo sehen Annahme. Es ist
nicht so, daß bei der plautinischenKunstform oder richtiger beiden
in ihr nachwirkenden römischen Frühformen der einfache Sach-
verhalt das Prius war, daß da eine attische Komödie nachgebildet
werden sollte, wozu dann als Accedens eine Anleihe bei der niederen
Dramatik getreten wäre, sondern umgekehrt, diese niedere Dra-
matik ist das Prius und das Hinzutretende ist, aber schon bei den
Griechen, die Anlehnung an einen klassischen Komödienstoff, in
der den Einzelheiten zugewandten lockeren Art des hellenistischen
Geschmacks. Aus diesem von den Griechen übernommenen Ge-
bilde gestaltet sich die römische Komödie heraus durch stetige
Entwicklung des ursprünglich akzessorischen Elementes, der ύπό-
Αεσις, bis zur mehr oder minder treuen Übertragung, deren Ideal
aber den Gegnern des Terenz auch von diesem noch nicht für
erreicht galt. Das plautinische Spiel mit seinen Singszenen, die er
gemäß seiner persönlichen Begabung besonders pflegt, steht auf
 
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