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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1923, 7. Abhandlung): Zur Frage der Plautinischen Cantica — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.38048#0041
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Zur Frage der Plautinischen Cantica.

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die von Leo selbst (Forsch.2 208) als ergänzungsbedürftig bezeich-
nete Untersuchung durch Fraenicel (292ff.) kräftig gefördert wor-
den ist, so wird besonders deutlich, wie durch das neue, so erfreu-
liche Buch doch auch die Gefahr entsteht, daß geöffnete Wege
wieder verschüttet werden. Gerade aus der possenhaften Einlage
der Casina, wo motivisch Atellane und Phlyakes Zusammentreffen
mit einer besonders reichen und auch innerhalb der plautinischen
eigenartigen Lyrik, wurde die von Leo (Cantica 104ff.) herangezo-
gene „griechische Gesangsposse“ besonders kenntlich. Nicht ein
unglücklicher, wie Fraenicel meint (313), sondern ein höchst frucht-
barer Gedanke war es, die Kompositionsfrage mit dem wahrlich
mehr als nur „formalen“ Moment der musikalischen Ausstattung
dieses Teiles zu verknüpfen. Mag auch Diphilus weit in ihn herein-
reichen, mag sogar die Umsetzung des Sprechdialogs in Cantica erst
durch Plautus selbst erfolgt sein, so hat er doch auch in dem Falle,
daß er sich nicht an eine schon griechische Mimologen-Umbildung
der diphileischen Hypothesis Κληρούμενοι anschloß, immerhin in der
Manier und im Geiste einer solchen gearbeitet, so daß auch die
Casina Leos Auffassung über die Struktur der plautinischen Lust-
spiele nur zu bestätigen vermag.
Nachtrag zu S. 14: Reitzensteins Erklärung kommt für den
Freiburger Papyrus nicht mehr in Betracht, seitdem der Berliner
Mazedonierdialog bekannt wurde (Berl. Klass. Texte VII 1923,13 ff.).
S. 33: Den Saturnier der Meteller sucht soeben Jachmann, Festschr.
f. Wackernagel, Gott. 1924, 181 ff. doch als echt zu erweisen, für ein
Echo der Volksanteilnahme an Naevius verwegenem Angriff. Das
geflügelte AVort dieser Art, das er als Beispiel anführt (postquam
Crassus carbo jactust, Carbo crassus /actus est), ist aber bezeichnen-
derweise kein Saturnier, sondern ein Septenar. Vielleicht kommt
man weiter durch Interpretation der Einführungsworte: quem Me-
telli proposuerunt cle Naevio aliquotiens versu lacessiti. Steckt etwa
in diesem proponere ein Analogon zur sogen, στηλίτευα ις oder zum
άνατιΦέναι der bekannten knidischen Exekrationstäfeichen? Vgl.
Collitz Nr. 3540: άνατίΤημι . . . τον κατ’ έμοΰ εί'παντα und άνατίΤημι
δέ καί τον κατ’ έμοΰ γράψαντα. Dann käme der Saturnier wieder aus
einer mindestens ursprünglich rituellen Sphäre.
 
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