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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 2. Abhandlung): Bemerkungen zur Schrift vom Erhabnen — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38944#0003
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2, 1. ήμΐν δ’εκείνο διαπορητέον έν αρχή, ζΐ εστιν υψους τις ή
βάθους τέχνη. —- Fehlte das vielumstrittne ή βάθους, würde man
scheinbar nichts vermissen. Daraus folgt nicht, daß es 0. Jahn
(mit Boileau) einfach beseitigen durfte. Die Verteidiger nehmen
es entweder im guten oder im tadelnden Sinn. Im ersten Fall wäre
es etwa gleichwertig mit υψους (indem es auf die βαθύτης φρένων
geht). So schon Ernesti im Lexicon Technologiae gr. 53 und Egger
(si vera lectio). Indessen ist es bei dem Abwechslungsbedürfnis, das
der Verfasser gerade bei seinem oft wiederkehrenden Leitbegriff hat,
schwer glaublich, daß der einmal gefundne synonyme Ausdruck
nur an dieser einen Stelle erschiene und nicht wie das gleichartige
μέγεθος häufiger. Im tadelnden Sinn verstanden wäre βάθος das
Gegenteil von ύψος, die „gesenkte“ Rede, eine Deutung die Pope
zum Titel seiner Art of Sinking (1723) veranlaßte, von Gottsched
im Anti-Longin übersetzt; vgl. Borinski, Die Antike in Poetik
und Kunsttheorie II, 122, 134. Neuerdings hat sie Prickard in
seiner Übersetzung (Oxf. 1906) vertreten, mit der Begründung, daß
unsre Schrift in cap. 41—43 tatsächlich auch von υψους μειωτικά
handle (wie es 42, 1 heißt). Doch wie sollte der Verfasser hier, im
Eingang, wo er die generelle Frage nach der Lehrbarkeit des ύψος
auf stellt, jenen einzelnen Sonderabschnitt seiner Systematik schon
mitberücksichtigen, die doch in ihrer Mehrteiligkeit überhaupt erst
nach der Bejahung der generellen Frage in Angriff genommen wer-
den kann ? Wie wenig wichtig ihm überdies gerade der Teilabschnitt
über die μειωτικά war, sieht man 43, 6, wo eine einläßliche Be-
handlung abgelehnt wird, weil sich schon aus den bisherigen posi-
tiven Lehren das Negative als das jeweilige Gegenteil von selbst
ergebe. Wenn demnach überhaupt mit dem tadelnden Sinn zu
rechnen ist, so müßte ή βάθους, wie Leo annahm, gar nicht aus
sachlichem, sondern aus einem rein stilistischen Interesse hinzu-
gefügt sein, ein Fall jener im Griechischen weit verbreiteten „po-
laren“ Ausdrucksweise, bei der, auch wenn nichts auf ihn ankommt
oder er sogar störend wirkt, der Gegensatzbegriff hinzugefügt wird,
nur der Rundung und Vollständigkeit zuliebe. Auch dieser Ausweg
empfiehlt sich nicht. Der polare Ausdruck gehört zu den Figuren,
die letzten Endes auf Symmetrie beruhen. Diese aber sind ihrem

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