Bemerkungen zur Schrift vom Erhabnen.
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του μεγέθους stellt schon wieder jenseits des Bildes und wird von
Müller ganz richtig als Homers Größe gefaßt, nicht mehr als die
des Ozeans. Das beweist vor allem die Weiterführung κάν τοΐς μυθώ-
δεσι καί. άπίστοις πλάνος, was auf die Odyssee als Alterswerk geht
(p. 21, 2ff.; 22, 2ff.) mit ihrer Hinwendung zu einer abseits vom
Erhabenen spielerisch betätigten Freude am märchenhaften Fabu-
lieren. Hier paßt nun aber das wohl nur durch den Bezug eben auf
die Odyssee, wegen der πλάνοι ihres Helden, dem Schreiber in die
Feder geflossene πλάνος auf gar keinen Fall. Ganz wie bei άμπώτιδες
του μεγέθους im ersten Glied muß sich doch die Bildanschauung
des hineinverwobnen Gleichnisses auch im zweiten Gliede der Aus-
sage zur Geltung bringen. Dann müßte πλάνος nach dieser Forde-
rung gedeutet, d. h. im Sinn eines unsteten Hin und Her, notwendig
auf den Gezeitenwechsel gehen, und eben diese Vorstellung hatten
wir bereits mit dem Hinweis auf τδ λοιπόν als unzulässig ausgeschlos-
sen. Wenige Emendationen shoeinen mir deshalb so sicher wie der
von mir vorzuschlagende Ersatz dieses unmöglichen πλάνος durch
das Wort πλάδος. Bei Empedokles 75, 2 lesen wir das Femininum
πλάδη, von Diels mit „Schwammigkeit“ übersetzt. Das Masculinum
könnte recht wohl zu den aus der Jas stammenden hellenistischen
Wörtern gehören, die in der Sprache unsrer Schrift niemand be-
fremden dürfen. Fs ist Idippokrates geläufig, und zwar neigt es
bezeichnenderweise zu pejorativem Sinn: τάς περιττάς υγρότητας,
nach dem im Thesaurus angeführten Galen. Das gleiche gilt von
πλαδώδης, πλαδαρός, πλαδάν usw. So ergibt sich eine Vorstellung,
die gerade hier, wo die Anschauung einer unfesten Zwitterlandschaft
vorschwebt, die allerpassendste ist: Zerflossenheit oder Ver-
schwommenheit. Das schließt ohne weiteres an μεγέθους άμπώ-
τιδες an. Als Gegensatz zu dem jugendkräftigen στιφρόν der Ilias-
dichtung und ihrer ακμή πνεύματος, von der p. 21, 13 die Rede war,
bedeutet es fast soviel wie das Stilcharakteristikum τό χαυνον, aber
an unsrer Stelle bildgetreu und mit der Anshcauungskraft unsres
Autors glücklich ausgewählt, um das in seiner Art wirklich groß-
artige Gleichnis vom weichenden Ozean und den Überbleibseln seiner
Majestät nachdrücklich ab zu schließen.
10, 3. In der vom Verfasser mitgeteilten Ode φαίνεται μοι κήνος
hat Sappho die έμφερόμενα oder παρεπόμενα (auch λήμματα), d. h.
die Begleiterscheinungen der Feidenschaft, ihre Symptome und sinn-
fälligen Züge — dasselbe, was Horazens Quelle ίδέαι oder „Sichtbar-
keiten“, er selbst übersetzend species nennt (AP 9) — glücklich aus-
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του μεγέθους stellt schon wieder jenseits des Bildes und wird von
Müller ganz richtig als Homers Größe gefaßt, nicht mehr als die
des Ozeans. Das beweist vor allem die Weiterführung κάν τοΐς μυθώ-
δεσι καί. άπίστοις πλάνος, was auf die Odyssee als Alterswerk geht
(p. 21, 2ff.; 22, 2ff.) mit ihrer Hinwendung zu einer abseits vom
Erhabenen spielerisch betätigten Freude am märchenhaften Fabu-
lieren. Hier paßt nun aber das wohl nur durch den Bezug eben auf
die Odyssee, wegen der πλάνοι ihres Helden, dem Schreiber in die
Feder geflossene πλάνος auf gar keinen Fall. Ganz wie bei άμπώτιδες
του μεγέθους im ersten Glied muß sich doch die Bildanschauung
des hineinverwobnen Gleichnisses auch im zweiten Gliede der Aus-
sage zur Geltung bringen. Dann müßte πλάνος nach dieser Forde-
rung gedeutet, d. h. im Sinn eines unsteten Hin und Her, notwendig
auf den Gezeitenwechsel gehen, und eben diese Vorstellung hatten
wir bereits mit dem Hinweis auf τδ λοιπόν als unzulässig ausgeschlos-
sen. Wenige Emendationen shoeinen mir deshalb so sicher wie der
von mir vorzuschlagende Ersatz dieses unmöglichen πλάνος durch
das Wort πλάδος. Bei Empedokles 75, 2 lesen wir das Femininum
πλάδη, von Diels mit „Schwammigkeit“ übersetzt. Das Masculinum
könnte recht wohl zu den aus der Jas stammenden hellenistischen
Wörtern gehören, die in der Sprache unsrer Schrift niemand be-
fremden dürfen. Fs ist Idippokrates geläufig, und zwar neigt es
bezeichnenderweise zu pejorativem Sinn: τάς περιττάς υγρότητας,
nach dem im Thesaurus angeführten Galen. Das gleiche gilt von
πλαδώδης, πλαδαρός, πλαδάν usw. So ergibt sich eine Vorstellung,
die gerade hier, wo die Anschauung einer unfesten Zwitterlandschaft
vorschwebt, die allerpassendste ist: Zerflossenheit oder Ver-
schwommenheit. Das schließt ohne weiteres an μεγέθους άμπώ-
τιδες an. Als Gegensatz zu dem jugendkräftigen στιφρόν der Ilias-
dichtung und ihrer ακμή πνεύματος, von der p. 21, 13 die Rede war,
bedeutet es fast soviel wie das Stilcharakteristikum τό χαυνον, aber
an unsrer Stelle bildgetreu und mit der Anshcauungskraft unsres
Autors glücklich ausgewählt, um das in seiner Art wirklich groß-
artige Gleichnis vom weichenden Ozean und den Überbleibseln seiner
Majestät nachdrücklich ab zu schließen.
10, 3. In der vom Verfasser mitgeteilten Ode φαίνεται μοι κήνος
hat Sappho die έμφερόμενα oder παρεπόμενα (auch λήμματα), d. h.
die Begleiterscheinungen der Feidenschaft, ihre Symptome und sinn-
fälligen Züge — dasselbe, was Horazens Quelle ίδέαι oder „Sichtbar-
keiten“, er selbst übersetzend species nennt (AP 9) — glücklich aus-