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Meister, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 3. Abhandlung): Die Hausschwelle in Sprache und Religion der Römer — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38945#0042
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42

Karl Meister:

Naev. com. 119, Accius 333, pervico animo Acc. 158, parcus Plaut.
Enn. Sc. 134, vestem squalam Enn. Sc. 311 von den in der Prosa
geläufigen Verba vagari (vagare), pervincere, parcere, squalere ab-
geleitet sein, nicht umgekehrt.
9. Sublimis.
Cicero verwendet nur die alte Wendung im ennianischen Sinn
sublime ferri, außerdem die Form sublime als Adverbium in der
Bedeutung 'in der Höhe’1. Daß er das seit Ennius entwickelte
Adjektivum sublimus und die sich seither bildende Nebenform
sublimis gemieden hat, ist ein Zug des konservativen und poe-
tischen Neuerungen fast unzugänglichen Charakters seiner Sprache.
Gewiß haben die Herausgeber recht getan, die das im allgemeinen
von den besseren Handschriften gebotene sublime ferri in den Text
gesetzt und die konkurrierende Überlieferung in sublime ferri ver-
worfen haben2. Etwas anders als sein großer Zeitgenosse und Kollege
hat der Augur M. Valerius Messalla, Consul 53 v. Chr., vim .. .
ignis atque animae levem in inmensum sublime fugientem3 gesagt.
Im Gebrauch unseres Wortes erscheint also Cicero altertümlicher
nicht nur als dieser Messalla, sondern auch als Ennius und Cato.
Der Auctor ad Herennium, Caesar, Nepos bieten das Wort über-
haupt nicht, obwohl wenigstens die beiden letzteren dazu manche
Gelegenheit gehabt hätten.
Daß Saliust sich mit sublima nebula (hist. 3, 27 Mbr.) auf die
Seite der Dichter stellt, wird man bei der Beurteilung des Pro-
blems, das uns sein Stil bietet4, verwerten müssen. Ganz eigene
Wege ist Varro gegangen. Ihm ist sublimis ein regelrechtes Ad-
jektiv geworden, das er nicht nur in Versen seiner Satiren {sublimis
speribus . . . homines 1 Buecheler), sondern auch — und zwar mit
besonderer Vorliebe — in den Büchern vom Landbau anwendet,
1 Tusc. 1, 40 sublime ferri; bei Posidonius. dem er hier folgt, hat etwa
(at ψυχα'ι) εις τους ανυυ τόπους κουφοφοροΰσιν (Sext. Emp. 9, 71) gestanden
(Pohlenz in seiner erklärenden Ausg. z. St.). — Tusc. 1, 102 Theodori . . . nihil
interest humine an sublime putescat.
2 Kühner zu Tusc. 1,40, Plasberg zu nat. deor. 2,44 (ed. maior, anders
in der ed. min.).
3 Bei Marcob. Sat. 1, 9, 14. Über M. Valerius Messalla, cos. 53 v. Chr.,
Cichorius, Röm. Stud. (Lpz. 1922), 233.
4 Norden, Antike Kunstprosa I, 202. Poetische Worte fehlen auch sonst
nicht (z. B. mortales).
 
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