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Meister, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 3. Abhandlung): Die Hausschwelle in Sprache und Religion der Römer — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38945#0044
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44

Karl Meister:

komponierten Adjektiva assoziiert werden, und diese gehen in
klassischer Zeit fast stets nach der i-Deklination: abnormis deformis
desomnis elinguis exsomnis imbellis imberbis inermis infamis per-
ennis perduellis; auch die (wie auch immer abzuleitenden) sublustris
subtilis haben wohl die Form sublimis begünstigt.
Das so ausgebildete Adjektiv trägt die doppelseitige Bedeutung,
die sublime(n) und seine Absenker durch Ennius erhalten haben.
Es kann die Dichtung zur Höhe bezeichnen, z. B. bei Vergil
g 1, 319 (ventorum proelia) quae . . . segetem ab radicibus imis sub-
limem expulsam eruerent, a 6, 719 o pater, anne aliquas ad caelum
liinc ire putandum est sublimis animas oder bei Horaz in dem
berühmten sublimi feriam sidera vertice, zu dem Vergil mit a 10,
144 quem . . . sublimem gloria tollit (vgl. den von Cic. Tusc. 3, 39
zitierten Tragikervers Telamon . . . quem gloria ad caelum extulit)
eine sprachliche Vorstufe erhalten hat. Es kann andererseits lokati-
vischen Sinn haben: Tib. 1, 6, 83 Hane Venus ex alto flentem sub-
limis Olympo spectat, Verg. a 1 1, 722 consequitur (der Adler) pennis
sublimem in nube columbam, a 7, 285 sublimes in equis redeunt,
Hör. ep. 1, 12, 15 cum . . . sublimia eures, quae mare conpescant
causae, quid temperet annum, stellae sponte sua iussaene vagentur.
Neu gegenüber Ennius oder wenigstens gegenüber den erhaltenen
Belegen ist die Verwendung nicht nur für Emporgehobenes oder
Schwebendes, sondern auch für feststehende Dinge, ' die in der
Höhe zu schweben scheinen oder vom Dichter als emporgetragen
gedacht sind, für Baumwipfel (Verg. a 9, 681 quercus . . . attollunt
capita et sublimi vertice nutant), Felsspitzen (Accius 563 R. ex sub-
limo vertice) oder säulengetragene Gebäude (Verg. a 7, 170 tectum . . .
Ingens centum sublime columnis, Hör. c 3, 1, 45 novo sublime ritu
atrium)1. Daß auch für diese letzte Phase2 der Bedeutungs-
entwicklung μετέωρος μετήορος vorbildlich gewesen ist, ist möglich;
doch sind die bei Stephanus angeführten Stellen3 stilistisch und
stofflich von den besprochenen Stellen der Augusteer ganz ver-
schieden. Auf seelische Vorgänge und Zustände, die μετέωρος seit
1 Ähnlich wohl auch Verg. a 12, 133 alii portis sublimibus astant: Gemeint
sind nicht Mauern und Tore (P. Jahn), sondern die über die Mauern empor-
ragenden Torbauten.
2 Die Bedeutung 'hoch’, die sich in unsern Handwörterbüchern eingebürgert
hat, deckt sich oft mit einem Teil des Begriffs, aber erschöpft ihn niemals; auf
keinen Fall verdient sie den Platz an der Spitze der Artikel.
3 Z. B. Polyb. 5, 13, 3 εαις . . . ό Φίλιππος ήν έπΐ τών μετεώρων.
 
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