Metadaten

Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 5. Abhandlung): Alter und Herkunft der ägyptischen "Löwenjagd-Palette" — Heidelberg, 1925

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38947#0008
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
8

Hermann Ranke.

schießt, ist sogar in Seitenansicht, mit einer einzigen Schulter
gezeichnet! — und der ganze Stil in der Wiedergabe der Menschen
sowohl wie der Tiere scheint die Löwenjagd-Palette ohne weiteres
der ersten, also der vorzeitlichen Gruppe zuzuweisen.
Einige Einzelheiten in der Tracht und Bewaffnung der Jäger,
wie der später nur noch im Ornat des Königs sich findende am
Gürtel befestigte Tierschwanz oder die später niemals wieder
begegnende Doppelaxt, andererseits auch die schakalähnlichen
Gestalten der halsbandlosen Hunde, vielleicht auch die technische
Eigentümlichkeit der aus anderem Material eingesetzt gewesenen
Augen, die sich in den früh zeitlichen Paletten nicht findet, ver-
stärken den Eindruck, daß eine besonders altertümliche Dar-
stellung vorliegen müsse.
Aber bei genauerem Zusehen zeigt sich eine anscheinend unlös-
bare Schwierigkeit. Die beiden Zeichen über dem angreifenden
Löwen, die schon Steindorff mit Recht für Schriftzeichen erklärt
hatte, wollen nicht zu den Arorzeitlichen Paletten passen, denn wir
kennen kein einziges sicher vorzeitliches Stück unter den ägyp-
tischen Altertümern, das mit einem Schriftzeichen versehen wäre!
Der Befund ist also dieser: Auf der einen Seite mehrere An-
zeichen, nach denen unsere Palette unmöglich der frühzeitlichen
Gruppe angehören kann — auf der andern Seite eine Tatsache1,
die es zu verbieten scheint, sie der vorzeitlichen Gruppe zuzuweisen.
Wie sollen wir aus dieser Sackgasse einen Ausweg finden ? Ich
glaube, es gibt nur einen einzigen Weg. Unsere Scheidung in früh-
zeitliche und vorzeitliche Paletten kann nicht ein absolutes
Entweder-Oder sein, —es muß, so seltsam das zunächst klingt, ein
Drittes geben!
Wir dürfen nicht vergessen, daß alle bisher bekannt gewordenen
Funde aus den Zeiten der ältesten ägyptischen Geschichte aus
Oberägypten stammen, und nur auf sie dürfen wir die bisher still-
schweigend als allgemein gültig angenommenen Unterschiede
1 Gegen Ansetzung in die vorgeschichtliche Zeit scheinen auch die
gestreiften Lendenschurze zu sprechen, mit denen die Jäger alle bekleidet, sind.
Diese Schurze sind zwar anscheinend aus Binsen geflochten und zeigen uns
also die Vorstufe des späteren Leinenschurzes, aber auch solche Binsenschurze,
zumal bei einfachen Männern aus dem Volke, fehlen in den sicher vorgeschicht-
lichen Denkmälern ganz. Statt ihrer finden wir — wo überhaupt bekleidete
Körper gezeigt werden —- nur die Phallustasche, die Mace bei Naga ed-Der
auch als Tracht des Volkes in vorgeschichtlichen Gräbern nachgewiesen hat
(vgl. A. C. Mace, The early dynastic Cemeteries of Naga ed Der II, S.48).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften