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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 5. Abhandlung): Alter und Herkunft der ägyptischen "Löwenjagd-Palette" — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38947#0009
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Alter und Herkunft der „Löwenjagd-Palette“.

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zwischen „Frühzeit“ und „Vorzeit“ anwenden. In Oberägypten
tritt in der Tat zu Beginn der ersten Dynastie die schon bis
zu einer gewissen Höhe entwickelte Schrift unvermittelt auf den
Denkmälern auf. In Unterägypten aber, von wo uns ein un-
günstigeres Klima kein einziges Denkmal aus geschichtlicher
Zeit erhalten hat, muß das anders gewesen sein —- es sei denn,
daß wir annehmen wollten, die Hieroglyphenschrift sei damals
durch ein fremdes Volk von auswärts nach Ägypten gebracht
worden. Der Umstand, daß die schon ausgebildete Hierogiyphen-
schrift zu Beginn der ersten Dynastie unvermittelt in Oberägypten
erscheint, ist ja einer der zahlreichen Gründe, die uns zu der Über-
zeugung geführt haben, daß die Anfänge höherer Kultur in Ägypten
im Delta, innerhalb des der Vereinigung Ober- und Unterägyptens
vorangehenden unterägyptischen Reiches entstanden sind1.
Wie nun, wenn die Löwenjagd-Palette das bisher einzige Denk-
mal aus dieser uns kaum mehr greifbaren Zeit des noch selbständigen
unterägyptischen Reiches wäre? Wäre dann nicht beides, ihre
offenbar uralten Züge wie jenes deutliche Anzeichen der schon fort-
geschrittenen geistigen Kultur erklärt ? Sehen wir uns daraufhin
die Darstellungen der Palette noch einmal an.
1 Die Könige dieses unterägyptischen Reiches scheinen sogar zeitweilig
schon das obere Land mit beherrscht und dann in Ideliopolis, also nahe der
Grenze beider Landeshälften, residiert zu haben. Als uns noch erkennbare
Spuren dieser „heliopolitanischen Periode“ hat Sethe (Ä. Z. 44, 26, Anm. 1;
vgl. dazu „Die ägyptischen Ausdrücke für rechts und links“ S. 241, Anm. 1)
die folgenden Punkte genannt: 1. Die Stellung von Ideliopolis als geistiger und
geistlicher Mittelpunkt des ganzen Landes. 2. Die Rolle der „großen Neun-
heit“ von Heliopolis mit dem Sonnengott an der Spitze in der ägyptischen
Theologie. 3. Die Rolle des oberägyptischen Reichsgottes Seth von Ombos
als Mörders des Osiris. 4. Die Königstitel „Horus und Seth“ und „Horus,
Besieger des (Gottes) von Ombos“, in welch letzterem der König sich mit dem
unterägyptischen Reichsgotte als dem Besieger des oberägyptischen Reichs-
gottes identifiziert. 5. Den Nilmesser von Roda, der alten Vorstadt von Helio-
polis, die im Altertum „Haus des Nils“ (vgl. Nilopolis) hieß. — Als weitere
Anzeichen für einen Ursprung der ägyptischen Kultur in Unterägypten zitiert
Sethe Ä. Z. 44, S. 26 noch: 6. Die Bezeichnung der Himmelsgegenden in der
ägyptischen Sprache mit dem Süden als Richtungsziel. 7. Die Bezeichnung
des zahmen Panthers als „unterägyptischer Panther“, die des wilden als
„oberägyptischer Panther“. Diesen Punkten ist noch hinzuzufügen: 8. Der
Gebrauch der Hieroglyphenzeichen des Falken —• des alten Zeichens für den
unterägyptischer Reichsgott Horus —• als Deutzeichen für „Gott“ schlecht-
hin und ebenso der des Zeichens einer Uräusschlange —- des alten Zeichens
für die unterägyptische Reichsgöttin Uto — als allgemeines Deutzeichen für
den Begriff „Göttin“.
 
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