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Christian Bartholomae.
also var° zu schreiben haben. Eine zweite Möglichkeit wäre so-
dann, VR- für ar. *uar- zu nehmen. Welche von den beiden allein
zulässigen Ansätzen den Vorzug verdient, ist kaum mit Sicher-
heit zu entscheiden; für *uf° kann man ai. kurute, für \ar° ai.
5 tarnte geltend machen. Es kommt aber wohl auch noch die
zweite Silbe in Betracht. Ist mpT. VRVD varoväd zu lesen (mit
o für a wregen des folgenden v), so ließe es sich ohne weiteres als
3. Sing. Konj. der ai. 1. Plur. käraväma zur Seite stellen. Ist
aber der aind. Präsensstamm kdrav-, mit zwei vollstufigen Silben
io hintereinander, für alt zu halten?
18. Wie soll man es sich nun erklären, daß von all den
Wörtern des § 16, soweit sie in den jüngeren Dialekten wieder-
zufinden sind, kein einziges für das darin enthaltene ar. f, das
ja uriran. ur sein soll, ein auch nur einigermaßen als alt ge-
15 sichertes ur aufweist, obschon doch sonst ur eine ganz geläufige
Verbindung ist? Wir hätten also bei ar. f ganz die gleichartige
Erscheinung wie bei r. Die nach der Göttinger Schule lautge-
setzliche Entwicklung eines ar. f, nämlich ur, und die eines ar.
f, nämlich ur kommt in den jüngeren Dialekten mit Sicherheit
20 nur in je einem Wort zum Vorschein, für ar. f in np. purr (usw.)
Voll’, für f in np. pur (usw.) Viel5. Eine Erklärung dieser doch
recht befremdlichen Tatsache haben die Vertreter jener Theorie
nicht gegeben.
19. Ich erkenne in den iran. Wörtern mit dem a-Vokal vor r
25 die ungestörten Fortsetzungen der arischen Wörter mit f und f.
Aber der Sonant hier und dort war nicht von uriran. Zeit an
der gleiche. Vielleicht der Qualität nach, indem sich für beide
Stellen ein a -Vokal ansetzen läßt. Aber in der Quantität waren sie
gewiß geschieden; der aus r entwickelte Vokal war ein kurzer, der
30 aus f ein überkurzer; also dort a, hier a. Als aber späterhin diese
Vokale so gut wie ausnahmslos den Wortakzent erhielten, sind
sie in eins zusammengefallen, ebenso wie die aus uriran. a her-
vorgegangenen i und u in {r und ur mit den alten i und u zu-
sammengefallen sind.
35 20. Was aber die Wörter np. purr 'voll5 und pur Viel an-
geht, die dem oben Gesagten zu widersprechen scheinen, so denk
ich mir des Rätsels Lösung so:
Christian Bartholomae.
also var° zu schreiben haben. Eine zweite Möglichkeit wäre so-
dann, VR- für ar. *uar- zu nehmen. Welche von den beiden allein
zulässigen Ansätzen den Vorzug verdient, ist kaum mit Sicher-
heit zu entscheiden; für *uf° kann man ai. kurute, für \ar° ai.
5 tarnte geltend machen. Es kommt aber wohl auch noch die
zweite Silbe in Betracht. Ist mpT. VRVD varoväd zu lesen (mit
o für a wregen des folgenden v), so ließe es sich ohne weiteres als
3. Sing. Konj. der ai. 1. Plur. käraväma zur Seite stellen. Ist
aber der aind. Präsensstamm kdrav-, mit zwei vollstufigen Silben
io hintereinander, für alt zu halten?
18. Wie soll man es sich nun erklären, daß von all den
Wörtern des § 16, soweit sie in den jüngeren Dialekten wieder-
zufinden sind, kein einziges für das darin enthaltene ar. f, das
ja uriran. ur sein soll, ein auch nur einigermaßen als alt ge-
15 sichertes ur aufweist, obschon doch sonst ur eine ganz geläufige
Verbindung ist? Wir hätten also bei ar. f ganz die gleichartige
Erscheinung wie bei r. Die nach der Göttinger Schule lautge-
setzliche Entwicklung eines ar. f, nämlich ur, und die eines ar.
f, nämlich ur kommt in den jüngeren Dialekten mit Sicherheit
20 nur in je einem Wort zum Vorschein, für ar. f in np. purr (usw.)
Voll’, für f in np. pur (usw.) Viel5. Eine Erklärung dieser doch
recht befremdlichen Tatsache haben die Vertreter jener Theorie
nicht gegeben.
19. Ich erkenne in den iran. Wörtern mit dem a-Vokal vor r
25 die ungestörten Fortsetzungen der arischen Wörter mit f und f.
Aber der Sonant hier und dort war nicht von uriran. Zeit an
der gleiche. Vielleicht der Qualität nach, indem sich für beide
Stellen ein a -Vokal ansetzen läßt. Aber in der Quantität waren sie
gewiß geschieden; der aus r entwickelte Vokal war ein kurzer, der
30 aus f ein überkurzer; also dort a, hier a. Als aber späterhin diese
Vokale so gut wie ausnahmslos den Wortakzent erhielten, sind
sie in eins zusammengefallen, ebenso wie die aus uriran. a her-
vorgegangenen i und u in {r und ur mit den alten i und u zu-
sammengefallen sind.
35 20. Was aber die Wörter np. purr 'voll5 und pur Viel an-
geht, die dem oben Gesagten zu widersprechen scheinen, so denk
ich mir des Rätsels Lösung so: