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Otto Wein reich:
nicht behandelt werden, ist eine Zusammenstellung der mir be-
kannten Beispiele vielleicht zweckmäßig. Ich sehe dabei ab von
Kuriosa wie dem Bart der Priesterin von Pedasa (Herod. I, 175)
und der bärtigen Aphrodite von Kypros (PW. s. v. Aphroditos),
verweise für die Aenobarbuslegende auch nur auf meine Heil.
Wund. 50 und PW. V, 1313f.'2)
1. Epidauros, IG. IV, 951. Syll.3 1168, χιχ: Ήραιευς Μυτι-
ληναΐος. ουτος ουκ είχε εν τάι κεφαλάι τρίχας, εν δε τώι γενείωι
παμπόλλας ' αίσχυνόμενος δε [ώς] καταγελάμενος ύπ[ό] των άλλων (vgl.
Schredelseker a. a. Ο. 27, 4) ενεκάθευδε - τον δε ό θεός χρίσας
φαρμάκωι τάν κεφαλάν έπόησε τρίχας εχειν.
2. Delphi — oben S. 3.
3. Haar wund er, aber nicht derartige Göttermirakel, parodiert
Lukian, Ver. hist. II, 41, also werden sie nicht ganz selten ge-
wesen sein (s. unten S. 10). Unter drei τέρατα μεγάλα και θαυ-
μαστά steht als zweites: ό κυβερνήτης ό Σκίνθαρος φαλακρός ήδη
ών άνεκόμησε.13)
4. An derartige Haar- und Bartwunder mag Straton gedacht
haben, wenn er den überraschend gekommenen Bartwuchs eines
Epheben epigrammatisch folgendermaßen behandelt:
Anth. Palat. XII, 191:
Ουκ εχθές παΐς ήσθα; και ου δ’ δναρ ουτος ό πωγων
12j Nur beiläufig sei eine christliche Parallele berührt. Die durch die Hand-
auf'legung der Dioskuren entstandene rote Farbe des Barts bleibt auch bei den
Nachkommen des Aenobarbus, Suet. Nero 1. St. Theodulphus legt einem Bauern
die Hand aufs Haar, so daß die Stelle sofort weiß wird, und das bleibt auch hei
den Nachkommen als Zeichen des Wunders, Acta Sanctorum, Mai I, 100 F.
13) Das erste Wunder: δ τε γάρ εν τη πρύμνη χηνίσκος άψνυυ έπτερύ£ατο
καί άνεβόησε. Das dritte: καί τό πάντων δή παραδο£ότατον; ό γάρ ιστός της
νεώς έΕεβλάστησε καί κλάδους άνεφυσε καί έπί τψ άκρψ έκαρποφόρησεν, ό δε
καρπός ήν σύκα καί σταφυλή μέλαινα, ουπω πέπειρος. Das hier parodierte
τέρας hat seine Ahnen in dem Seeräuberabenteuer mit Vegetationswunder des
Dionysos (hijmn. Hom. VII, 38ff.; Ov. met. III, 665; Hygin 134 u. a.), das die
Exekiasschale so köstlich vor Augen stellt (Furtwängler-Reichhold, Taf. '42).
Dies ψεύδος leitet Ovid gerade mit den Worten ein: adiuro, tarn me tibi vera
referre, quam veri maiora fide. Das ist der Stil der Aretalogie und ψευδής
ιστορία, die um so mehr die Wahrheit versichert, je toller die Sache ist. Über
solchen Beglaubigungsapparat vgl. mein Buch, Senecas Apocolocyntosis, S. 19 ff.
— Wenn Lukian im ersten τέρας den χηνίσκος lebendig werden läßt, so ist ihm
schwerlich bewußt gewesen, wie nah seine Parodie an die ursprünglichsten λ^οΓ-
stellungen rührt, die die Menschen zur tiergestaltigen Bildung der Schiffsz'erate
veranlaßte. S. Diels Ztschr. Ver. f. Volksk. XXV, 1915, 70 ff., über χηνίσκος
75, 1. Über redende Schiffe s. Archiv f. Religionswiss., Bd. 22; S. 338.
Otto Wein reich:
nicht behandelt werden, ist eine Zusammenstellung der mir be-
kannten Beispiele vielleicht zweckmäßig. Ich sehe dabei ab von
Kuriosa wie dem Bart der Priesterin von Pedasa (Herod. I, 175)
und der bärtigen Aphrodite von Kypros (PW. s. v. Aphroditos),
verweise für die Aenobarbuslegende auch nur auf meine Heil.
Wund. 50 und PW. V, 1313f.'2)
1. Epidauros, IG. IV, 951. Syll.3 1168, χιχ: Ήραιευς Μυτι-
ληναΐος. ουτος ουκ είχε εν τάι κεφαλάι τρίχας, εν δε τώι γενείωι
παμπόλλας ' αίσχυνόμενος δε [ώς] καταγελάμενος ύπ[ό] των άλλων (vgl.
Schredelseker a. a. Ο. 27, 4) ενεκάθευδε - τον δε ό θεός χρίσας
φαρμάκωι τάν κεφαλάν έπόησε τρίχας εχειν.
2. Delphi — oben S. 3.
3. Haar wund er, aber nicht derartige Göttermirakel, parodiert
Lukian, Ver. hist. II, 41, also werden sie nicht ganz selten ge-
wesen sein (s. unten S. 10). Unter drei τέρατα μεγάλα και θαυ-
μαστά steht als zweites: ό κυβερνήτης ό Σκίνθαρος φαλακρός ήδη
ών άνεκόμησε.13)
4. An derartige Haar- und Bartwunder mag Straton gedacht
haben, wenn er den überraschend gekommenen Bartwuchs eines
Epheben epigrammatisch folgendermaßen behandelt:
Anth. Palat. XII, 191:
Ουκ εχθές παΐς ήσθα; και ου δ’ δναρ ουτος ό πωγων
12j Nur beiläufig sei eine christliche Parallele berührt. Die durch die Hand-
auf'legung der Dioskuren entstandene rote Farbe des Barts bleibt auch bei den
Nachkommen des Aenobarbus, Suet. Nero 1. St. Theodulphus legt einem Bauern
die Hand aufs Haar, so daß die Stelle sofort weiß wird, und das bleibt auch hei
den Nachkommen als Zeichen des Wunders, Acta Sanctorum, Mai I, 100 F.
13) Das erste Wunder: δ τε γάρ εν τη πρύμνη χηνίσκος άψνυυ έπτερύ£ατο
καί άνεβόησε. Das dritte: καί τό πάντων δή παραδο£ότατον; ό γάρ ιστός της
νεώς έΕεβλάστησε καί κλάδους άνεφυσε καί έπί τψ άκρψ έκαρποφόρησεν, ό δε
καρπός ήν σύκα καί σταφυλή μέλαινα, ουπω πέπειρος. Das hier parodierte
τέρας hat seine Ahnen in dem Seeräuberabenteuer mit Vegetationswunder des
Dionysos (hijmn. Hom. VII, 38ff.; Ov. met. III, 665; Hygin 134 u. a.), das die
Exekiasschale so köstlich vor Augen stellt (Furtwängler-Reichhold, Taf. '42).
Dies ψεύδος leitet Ovid gerade mit den Worten ein: adiuro, tarn me tibi vera
referre, quam veri maiora fide. Das ist der Stil der Aretalogie und ψευδής
ιστορία, die um so mehr die Wahrheit versichert, je toller die Sache ist. Über
solchen Beglaubigungsapparat vgl. mein Buch, Senecas Apocolocyntosis, S. 19 ff.
— Wenn Lukian im ersten τέρας den χηνίσκος lebendig werden läßt, so ist ihm
schwerlich bewußt gewesen, wie nah seine Parodie an die ursprünglichsten λ^οΓ-
stellungen rührt, die die Menschen zur tiergestaltigen Bildung der Schiffsz'erate
veranlaßte. S. Diels Ztschr. Ver. f. Volksk. XXV, 1915, 70 ff., über χηνίσκος
75, 1. Über redende Schiffe s. Archiv f. Religionswiss., Bd. 22; S. 338.