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Domaszewski, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1925/26, 1. Abhandlung): Die Phalangen Alexanders und Caesars Legionen — Heidelberg, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.38874#0026
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18

Alfred v. Domaszewski:

die Geschichte aufzunehmen, besonders da sie an den Tod jenes
Hector anschließt.
In dem Berichte über den Seekrieg treten anschaulich die
Kämpfe um Tenedos, Lesbos und Chios hervor, während die Er-
eignisse in Milet, Gurtius 4, 5, 13, und Rhodus 4, 5, 9 nur angedeutet
werden. Über jene Vorgänge war Anaximenes in dem nahen
Lampsacos am besten unterrichtet.
Die zahlreichen Angaben über Beamtenernennungen, Truppen-
verstärkungen, Gesandte der Griechen weichen vielfach von
den entsprechenden Berichten Arrians ab, vor allem in ihrer Ein-
reihung nach Ort und Zeit. Daß auch für diese Dinge Anaximenes
bei Diodor und Curtius die Quelle ist, zeigt die enge Verbindung
solcher Nachrichten mit den Ereignissen des Seekrieges, Curtius
4, 8, 12—16. Der Widerspruch aber mit der macedonischen Quelle
Arrians weist auf die Art der Berichterstatter hin, denen Anaxi-
menes folgte. Es können nur Griechen gewesen sein, die aus dem
Inneren Asiens zurückkehrten oder von Europa über den Hellespont
nach Alexanders Heerlager sich begaben.
Wie wertvoll diese Nachrichten des Anaximenes denn doch
gewesen sind, tritt am deutlichsten in den Angaben über die
Truppenverstärkungen und Beamtenernennungen in Babylon
hervor. Diodor 17, 64, 5. 6; 65, 1 = Gurtius 5, 1, 40—45 ver-
glichen mit Arrian 3, 16, 4. 5. 9. 10. Arrian hat sichtlich stark
gekürzt, wie er auch das Eintreffen des Amyntas mit Verstärkungen
aus Macedonien wohl erwähnt, aber seine Entsendung aus Gaza
nach Macedonien wegließ, die nur bei Diodor 17, 49, 1 erhalten ist.
Wo also Anaximenes bei Diodor und Gurtius in solchen Dingen
von Arrian abweicht, bleibt immer noch zu erwägen, welcher Bericht
den Vorzug verdient.
Mit der Entlassung der griechischen Mitstreiter aus Alexanders
Heere, also gerade da, wo auch das Geschichtswerk des Ivallisthenes
seinen Abschluß fand,wuchsen für Anaximenes die Schwierigkeiten,
zuverlässige Berichte von den kriegerischen Vorgängen zu erlangen,
und um so unsicherer wurde auch seine Kenntnis von jenen fernen
Ländern des Ostens, auf deren Boden die Ereignisse sich abspielten.
Um nur ein Beispiel dieser unvermeidlichen Unklarheit heraus-
zugreifen, wähle ich den Bau der Indusflotte. Nach Diodor 17, 95, 3,
Justin 12, 9, 1 und Curtius 9, 3, 20 war es der Acesines, auf dem
Alexander zur Fahrt sich einschiffte. Diese Vorstellung konnte
man wohl in der Ferne fassen, weil der Acesines die drei anderen
 
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