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Frh. v. Künssberg:
Landgericht war. In den bäuerlichen Weistümern begegnen wir
dörflichen Oberhöfen133; in kirchlichen Quellen sind Oberhöfe
nachzuweisen, so das Sendgericht von Aachen134; und auch das
Zunftrecht kennt den Rechtszug an einen Oberhof. In einer Ein-
gabe der Trierer Metzgerzunft an den Erzbischof, vom Jahre 1443,
in der sie um Erteilung eines Zunftbriefes bittet, heißt es135:
Auch haben wir alt gebruch vur langen jaren heruß: und zu
mytler zyt geschiet zu dickmailen, daz dieselbigen hernachgeschrieben,
daz die von Luccemburg im metzler ampft, auch Arll., Dedenhoven,
Sicck und andere gemeyne stede umher, auch in unsers herren Stift
etliche stede und dorfere misset und zweydraicht in iren metzler ampten
berorende den fleisch und amptshandel zu dickma.ilen feilet, mirck-
lich n gebrech habent und enstahet, daz sich dieselbigen beruefent vur
unser ampt als vur eynen iren oberhof.
Lag Bewidmung mit dem Recht einer andern Stadt vor, so
bezog es sich wohl auch auf das Zunftrecht, oder konnte sich doch
wenigstens beziehen. So haben Richter und Rat die Städte Krems
und Stein a. d. Donau sich im Jahre 1444 an die Wiener gewendet
mit der Bitte um eine Abschrift der Schusterordnung136. Wie weit
entfernt im Zunftrecht sich die gleichen Rechtssätze finden lassen,
zeigte das oben S. 36 angeführte Beispiel.
Im Bergrecht ist der Iglauer Oberhof137 berühmt gewesen.
Natürlich war diese Parallelentwicklung auf andern Gebieten
geeignet, die sprachliche Wirkung des stadtrechtlichen Rechts-
zuges noch zu steigern.
Es wird die Aufgabe späterer Arbeiten sein, das Nebeneinander,
Durcheinander und Gegeneinander der verschiedenen Oberhöfe zu
untersuchen. Daß das Gebiet des landrechtlichen Ingelheimer
Oberhofs, eingebettet in das Frankfurter Oberhofgebiet, so gut wie
133 Cröv und viele andere. Vgl. das ScHRÖDERSche Register zu Grimm,
Weist. VII, 330. Hardt, Luxemb. Weist, p. 29.
134 Vgp Dorn, Oberhöfe im mittelalterl. Kirchenrecht (Zeitschr. für
Rechtsgesch., Kan. Abt. 8 [1918]), 222f.
135 Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgesch. d. rhein. Städte: Kur-
trier I, Trier, S. 403. Herr Bergreferendar Alfred Loch hat mich freundlichst
auf diese Stelle aufmerksam gemacht.
136 Bischoff, Österr. Stadtrechte, 203.
137 Tomaschek, Der Oberhof Iglau in Mähren und seine Schöffensprüche
aus dem 13. bis 16. Jahrhundert (1868). Zycha, Das böhmische Bergrecht
des Mittelalters (1900) I, 124ff. Ich habe die Orte auf den Karten berück-
sichtigt.
Frh. v. Künssberg:
Landgericht war. In den bäuerlichen Weistümern begegnen wir
dörflichen Oberhöfen133; in kirchlichen Quellen sind Oberhöfe
nachzuweisen, so das Sendgericht von Aachen134; und auch das
Zunftrecht kennt den Rechtszug an einen Oberhof. In einer Ein-
gabe der Trierer Metzgerzunft an den Erzbischof, vom Jahre 1443,
in der sie um Erteilung eines Zunftbriefes bittet, heißt es135:
Auch haben wir alt gebruch vur langen jaren heruß: und zu
mytler zyt geschiet zu dickmailen, daz dieselbigen hernachgeschrieben,
daz die von Luccemburg im metzler ampft, auch Arll., Dedenhoven,
Sicck und andere gemeyne stede umher, auch in unsers herren Stift
etliche stede und dorfere misset und zweydraicht in iren metzler ampten
berorende den fleisch und amptshandel zu dickma.ilen feilet, mirck-
lich n gebrech habent und enstahet, daz sich dieselbigen beruefent vur
unser ampt als vur eynen iren oberhof.
Lag Bewidmung mit dem Recht einer andern Stadt vor, so
bezog es sich wohl auch auf das Zunftrecht, oder konnte sich doch
wenigstens beziehen. So haben Richter und Rat die Städte Krems
und Stein a. d. Donau sich im Jahre 1444 an die Wiener gewendet
mit der Bitte um eine Abschrift der Schusterordnung136. Wie weit
entfernt im Zunftrecht sich die gleichen Rechtssätze finden lassen,
zeigte das oben S. 36 angeführte Beispiel.
Im Bergrecht ist der Iglauer Oberhof137 berühmt gewesen.
Natürlich war diese Parallelentwicklung auf andern Gebieten
geeignet, die sprachliche Wirkung des stadtrechtlichen Rechts-
zuges noch zu steigern.
Es wird die Aufgabe späterer Arbeiten sein, das Nebeneinander,
Durcheinander und Gegeneinander der verschiedenen Oberhöfe zu
untersuchen. Daß das Gebiet des landrechtlichen Ingelheimer
Oberhofs, eingebettet in das Frankfurter Oberhofgebiet, so gut wie
133 Cröv und viele andere. Vgl. das ScHRÖDERSche Register zu Grimm,
Weist. VII, 330. Hardt, Luxemb. Weist, p. 29.
134 Vgp Dorn, Oberhöfe im mittelalterl. Kirchenrecht (Zeitschr. für
Rechtsgesch., Kan. Abt. 8 [1918]), 222f.
135 Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgesch. d. rhein. Städte: Kur-
trier I, Trier, S. 403. Herr Bergreferendar Alfred Loch hat mich freundlichst
auf diese Stelle aufmerksam gemacht.
136 Bischoff, Österr. Stadtrechte, 203.
137 Tomaschek, Der Oberhof Iglau in Mähren und seine Schöffensprüche
aus dem 13. bis 16. Jahrhundert (1868). Zycha, Das böhmische Bergrecht
des Mittelalters (1900) I, 124ff. Ich habe die Orte auf den Karten berück-
sichtigt.