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Ritter, Gerhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1926/27, 5. Abhandlung): Studien zur Spätscholastik, 3: Neue Quellenstücke zur Theologie des Johann von Wesel — Heidelberg, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.38927#0008
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Gerhard Ritter:

Nach einigen kleineren (gleichfalls anonymen) geistlichen Stiik-
ken Bl. 267 ff. folgen Bl. 283—307 die unten sub B 1—11 auf-
gereihten Weselschen Stücke. Über den weiteren Inhalt des Sammel-
bandes berichtet Burdach a. a. 0. Für unsere Zwecke genügt es,
zu erwähnen, daß er eine ganze Anzahl von Abschriften aus klas-
sisch-römischen Autoren (Cicero, Persius, Horaz, Terenz) und eine
Platoübersetzung des Lionardo Aretino — dies alles jedoch von
einer etwas späteren Hand — enthält. Ohne Frage befand er sich
also zeitweise im Besitz eines humanistisch Gebildeten1.
* *
*
Indem ich nunmehr aus diesen bisher unbenutzten Quellen das
mir wichtig Erscheinende vorlege, muß ich seine systematische Aus-
beutung den theologischen Fachleuten überlassen. Einige vor-
läufige Bemerkungen indessen zur Hervorhebung des Wesentlichen
wird man mir gestatten; sie mögen zugleich zur Rechtfertigung
der von mir getroffenen Auswahl dienen.

2. Der Erfurter Sentenzenkommentar.
Das erste, was an dem Erfurter Sentenzenkommentar (Hs.:
Berlin) auffällt, ist die ungemeine Dürftigkeit des Inhalts wie der
Form. Nichts von der üppigen Entwicklung eines kunstvollen
Schematismus der Beweisführung, nichts von der strotzenden Fülle
spitzfindiger Distinktionen, gelehrter Autoritäten, subtilster Einzel-
problematik, die die großen Sentenzenkommentare des 14. Jahr-
hunderts, aber auch noch viele ihrer Nachzügler in der ersten Hälfte
des 15. aufzuweisen pflegen! Statt dessen ein ganz mageres Schema
rasch abgehandelter Konklusionen, die Quästionenform rein äußer-
lich als Mittel benutzt, um aus der viel reicheren Problematik des
Lombarden diese und jene Einzelfrage — zu jeder „Distinktion“
1 Herr Dr. Wieselgren, Direktor der Handschriftenabteilung' der Stock-
holmer Königl. Bibliothek, stellt mir folgende Beschreibung des mächtigen
Folianten zur Verfügung: Höhe 33 cm, Breite 22 cm und Dicke 10 cm. Der
Einband besteht aus Holzscheiben, 1 cm dick und mit Leder überzogen. Die
Ornamentik zeigt dasselbe Muster wie so viele andere deutsche Hss. aus dem
15. Jahrhundert (Bleistiftprobe in meinem Besitz). Wasserzeichen des Papiers:
Ochsenkopf von oft vorkommendem Typus. Ältere Provenienzmarken fehlen
infolge moderner Ausbesserung des Rückens (wohl Anf. 19. Jhd.). Der Band
war nach Ausweis des alten Katalogs (Sign. U 118 : 10) schon im 17. Jahr-
hundert den Königl. Sammlungen auf dem Stockholmer Schloß einverleibt.
Signatur im Handschriftenkatalog von 1734: Phil, in folio nr. 1.
 
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