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Lohmeyer, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 4. Abhandlung): Kyrios Jesus: eine Untersuchung zu Phil. 2,5-11 — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38938#0027
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Kyrios Jesus.

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Was aber ist cler Gegenstand dieses Raubes ? Es ist hier mit
den Worten gesagt: tö elvcu i'aa bsoi. Das Wörtchen l'ooc1 ist von
den Dogmatikern der alten Kirche fast immer einem i'oov gleich
gesetzt; darum fand man hier einen Ausdruck der wesentlichen
Gleichheit Christi und Gottes. Aber schon in den LXX ist es etwa
einem toc oder dem hebräischen ke völlig gleichwertig2. Darum han-
delt es sich, wo immer der Ausdruck ,,Sein wie Gott“ in Israel oder
im Judentum begegnet3, niemals um Gleichheit der Substanz, son-
dern der Funktion, niemals des Wesens, sondern der Macht. Am
häufigsten begegnet die Wendung in der negativen Form. Daß
andere Götter anderer Völker nicht sind wie der Gott Israels, das
ist das Zeichen ihrer Ohnmacht; und noch in der Reifezeit des
prophetischen Monotheismus bleibt der gleiche Jubelruf: Niemand
ist unter den Göttern wie Du. Aber in solchen Bekenntnissen
liegt immer noch der Ausdruck bestimmter geschichtlicher Erfah-
rung. In grundsätzlicher Reinheit ist die Wendung vor allen an
zwei bezeichnenden Stellen gegeben. Einmal in dem „Eritis sicut
deus“ des Schöpfungsbericbtes (Gen. 3, 5); sodann in dem spät-
jüdischen Teufelsglauben4. Satan ist hier die Macht, die Gott
gleich zu sein trachtet; er beherrscht in dem Genuß einer gleichsam
geraubten Würde Erde und Land, er ist der Fürst dieser Welt und
der ,,Gott dieses Aeons“ (2. Kor. 4, 4). In der Versuchungsge-
schichte Jesu hat er die Herrschaft über die Reiche der Welt zu
vergeben und verlangt von Jesus, daß er ihn anbete und ihm
damit die Würde zolle, die Gott allein gebührt5. In eschatologischer
1 Ga begegnet schon bei Homer in adverbialer Verwendung: Odyss. 15,
■519: tov vuv Ga D-em ’lbaxrjaioi slaopoomv (vgl. auch 1, 432 und 11. 5, 71);
Soph. Oed. Tyr. 1187, Thuk. 3, 14, aus den Papyri P. Tebt. II 278, 33:
Ga outco ijpxs
xaTJacnrov iga/uv
Weitere zahlreiche Beispiele bei Stephanus, Thesaurus s. v.; s. auch Blass-
Debr.5 § 434, 1.
2 In LXX z. B. Hiob 5, 14; 10, 10; 11, 12; 13,12. 28; 15, 16; 24, 20;
27, 16 u. ö. Überall vertritt Ga hier ein hebr. ke. Vgl. ferner Sap. Salom.
7, 3 und Blass-Debr.5 § 453, 4. Daß sachlich zwischen slvat, Ga Dem und
slvat, Gov D-sw kaum ein Unterschied besteht, zeigt Joh. 5, 18: Gov eauxöv
TTOIÖV TW bscö.
3 Vgl. Exod. 15, 11: tu; ogoiot; aoi sv Uschi;; I Kg. 10, 24; I. Chr. 17,
20; II. Chr. 6,14; Ps. 34,10; 70,19; 85,8; 88,9; Jes. 14,14; 44,7: tu; oGrasp
iyw; u. ö.
4 Vgl. Bousset, Religion des Judentums3 331 ff; v. Gall a. a. O.
5 Mt. 4,8 f.
 
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