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Goldschmidt, Richard H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 6. Abhandlung): Postulat der Farbwandelspiele — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38940#0050
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R. H. Goldschmidt:

beobachtet worden. — Bei einem jeden, auch beim weitestgehen-
den Zurücktreten der Konfigurations-Differentiiertheit oder der
figürlichen Einzelformen blieb ein gewisser, ungefähr be-
stimmter Konfigurations-Charakter, d. h. der allgemeine Form-
charakter bemerkbar. — Schon dies Hervortreten nur eines all-
gemeinen Formcharakters an Stelle einer differentiierten Konfigu-
ration steht unter dem Einfluß der erschwerten Auffassungsbe-
dingungen, unter denen die E.S.O.P. bewußt werden. Und mannig-
faltig zeigen die Ergebnisse der E.S.O.P.-Beobachtungen und
anschließender Untersuchungen (von R. H. Goldschmidt, Ar. Gs.
Ps. XLI1, 1922; XLIV, 1923, und K. Haack, „Psychol. d. Bewe-
gungen, Konfigurationen und Farben...“, Diss.-Münster u. Fortsetz.,
1927), daß durch Erschwerung der Auffassungsbedingungen
dem Bewußtwerden manches Spezielle entzogen werden kann, was
sonst bemerkt zu werden pflegt.
Hiernach erscheint es nicht als von vornherein aussichtslos,
etwa im Anschluß an heuristisch verwertbare Ergebnisse der Beob-
achtungen von E.S.O.P. und E.S.O.P.-ähnlichen Phänomenen,
praktisch-psychologisch (im Sinne von R. H. Goldschmidt, „Er-
fahrungen über Eignungsprüfungen“, Ps. Mitt., 1920) den Versuch
zu wagen, durch geeignete Auffassungserschwerung bei
der Enge des menschlichen Bewußtseins der Aufmerk-
samkeit dasjenige zu entziehen, was in der Erscheinung
zurücktreten soll, wie im besonderen die Konfigurations-
Differentiiertheit, sodaß in der resultierenden Gesamterscheinung
die Farben sich in wünschenswerter Weise darböten, etwa geradezu
aufdringlich hervorträten, indem mit einem Zurücktreten der
Konfigurations-Differentiiertheit die Formgestaltung sich
allgemein einer Beachtung entzöge und ihre Gegenstands-Vorstel-
lung erweckende Bedeutung einbüßte, wonach auch in der Gesamt-
erscheinung keinerlei Wirklichkeits-gegenständliche Bezogenheiten
mehr aufträten, sodaß die Farben nicht als Eigenschaften eines Gegen-
standes, sondern verselbständigt zur Geltung gelangten, also unter
günstigsten Bedingungen für abstrakte Farbenkunst erschienen.
15. Exemplarische subjektive optische Phänomene, kurz:
„E.S.O.P.“, oder exemplarische Repräsentanten subjektiver opti-
scher Phänomene sind nach ihrer vorläufigen Definition (Z. Ps.,
Bd. 76, S. 289—306): „subjektivierte oder subjektivierbare und
zugleich auch rein subjektiv entstandene optische Phänomene“.
 
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