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Goldschmidt, Richard H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 6. Abhandlung): Postulat der Farbwandelspiele — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38940#0081
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Postulat der Farbwandelspiele.

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bietungen tatsächlich besser herrichten lassen; hierbei gliederte
ein stetig sich wandelnder schattig-dunkler, netzartiger „Grund“:
das ganze Gesichtsfeld in Anhäufungen einzelner Punkte oder in
„Partien“, die sich dauernd wandelten; diese Gesichtsfeld-Partien
zeigten sich dann auch nur in ihrem allgemeinen Formcharakter,
mochten aber wohl einem Bedürfnis nach grober Gliederung des
Gesichtsfeldes genügen.
22. Ein Lichtnebelgewoge wurde im allgemeinen schon von
vornherein nicht, zum mindesten nicht so ausgesprochen, als ein
„befremdlicher Eindruck“ erlebt, wie ein Lichtpunktgewimmel.
Während ein Lichtpunktgewimmel einen Beobachter leicht etwas
sonderbar anmutete, wenn er ohne theoretische Vorbereitung und
ohne Kenntnis der Apparatur an die Betrachtung ging, haben sich
gerade naive Beobachter, auch Kinder, einem Lichtnebelgewoge
von vornherein mit ausgesprochenem Wohlgefallen hingegeben.
Dabei spielte wohl mit, daß einem jeden Beobachter der allgemeine
Formcharakter eines Lichtnebelgewoges vom Anblick ziehender
Wolken her einigermaßen geläufig war. Sehr häufig wurde spontan
auf eine solche Ähnlichkeit des Gesamteindrucks hingewiesen.
Immerhin drängte sich wohl den meisten Beobachtern „zu-
nächst“ nur eine einzelne Farbe oder ein „Nebeneinander von
Farben besonders auf. Wenigstens pflegten die oft recht starken
emotionalen Wirkungen des optischen Eindrucks auf jeweils eine
einzelne Farbe, oder wohl noch eher auf jeweils einen „Simultan“-
eindruck mehrerer Farben, bezogen zu werden. Gegenüber den
Simultaneindrücken, jeweils einer Phase der Farbfolge, scheint also
„zunächst“ der „Sukzessiv“eindruck oder die Farbfolge als solche
zurückzutreten. Und es bedurfte bei manchen Beobachtern (beson-
ders auch bei einigen „Bild-gewohnten“ Kunstmalern) erst einiger
Bekanntschaft mit der Darbietungsweise des Lichtnebelgewoges,
um ihnen das Sukzedierende der Farbfolge als Sukzession zum Er-
leben zu bringen.
Unter den überhaupt „Farb-empfänglichen“ Beobachtern
haben aber die meisten sehr bald, viele schon während ihrer ersten
Beobachtung (einige wenige Minuten nach deren Beginn) unter
günstigen Umständen einen Farbwandel als solchen erlebt, oder
wenigstens zuweilen miterlebt.
Zumal wenn es gelang, ausgesprochen „postulierte Farbdarbie-
tungen“ zu schaffen, pflegten die sukzedierenden Phasen des Farb-
wandels in ihrer Folge erfaßt zu werden; sonst erschien eine Farb-

Sitzungsbericlite d. Heidelb. Akad., philos.-hist. Kl. 1927/28. 6. Abh.

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