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Thomas; Heller, Emmy [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1928/29, 4. Abhandlung): Die Ars dictandi des Thomas von Capua: kritisch erläuterte Edition — Heidelberg, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.39952#0048
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48

E.mmy Heller:

deris fixierte Kursuslehre nach Albert v. Morra oder Transmund8,
noch die gerade zu Beginn des 13. Jahrhunderts neu auftauchenden
Stiltheorien der Bologneser Meister, die auf einer sehr viel breiteren
technischen Grundlage als bisher an die ars herangingen und,
geleitet von einem lebendigen Gefühl für die Dynamik des stilisti-
schen Gestaltens, in weitläufigen und instruktiven Arbeiten die
Formgesetze zu erfassen und ihre praktische Verwertung bequem
darzulegen suchten9.
Dabei kann nicht übersehen werden, daß unsere ars gerade
mit einem der didaktisch erfolgreichsten Werke dieser modernen
Richtung, der Summa Guido Fabas, gewisse äußere Gemeinsam-
keiten hat: eine Reihe gleicher oder ähnlich formulierter Zitate
und Musterbeispiele, sowie sprachliche und systematische Gleich-
heiten in der Regelfassung, Übereinstimmungen, deren Prägung
hei der sonstigen starken Divergenz der beiden Arbeiten nur auf
die formale Schulung in einem gemeinsamen Unterrichtskreis schlie-
ßen läßt10. Guido Faba wurzelt in der Tradition der Hochschule
8 Vgl. Exkurs.
9 Vgl. über den Bologneser Diktatorenkreis Gaudenzi und Sutter,
Boncompagnus. Von Boncompagnus’ edierten Schriften kommt nur die
Palma bei Sutter vergleichsweise in Frage, von G. Faba nur die Summa
dictaminis.
10 Es liegt im Charakter der stiltheoretischen Werke, daß sie bei der
leichten Verbreitung des an sich beschränkten Lehrguts öfter Übereinstimmun-
gen im einzelnen aufweisen, die nur auf der Verwertung des allgemein geformten
Stoffes beruhen, während Aufbau und Ausarbeitung im übrigen stark diffe-
rieren. Nur wo auch hier Einklang vorhanden ist, kann auf direkte Abhängig-
keitsverhältnisse geschlossen werden. Die Diskrepanz in der Anlage unserer
ars und der G. Fabas läßt kein Vergleichsmoment erkennen. Dennoch zeigen
die übereinstimmenden Stellen einen Grad von formaler Gleichheit, der eine
gewisse Zusammengehörigkeit verrät; vgl.:
für die Zitate: ars Abschn. 1 Anm. c; Abschn. 8 Anm. b, c; Abschn. 18
Anm. b; Abschn. 22 Anm. b.
für die Musterbeispiele: Abschn. 12 Anm. b; Abschn. 1B Anm. c; Ab-
schnitt 15 Anm. a, c; Abschn. 17 Anm. a; Abschn. 18 Anm. a;
Abschn. 20 Anm. a, b.
für die Formulierung von Lehren: Abschn. 5 Anm. a; Abschn. 7
Anm. a; Abschn. 9 Anm. a; Abschn. 11 Anm. a; Abschn. 13
Anm. a; Abschn. 15 Anm. b; Abschn. 17 Anm. a; Abschn. 22
Anm. b; Abschn. 28 Anm. a; Abschn. 80 Anm. a.
In dem Zitaten- und Beispielsmaterial unterscheiden sich die beiden artes von
den älteren Werken der Gattung; denn weder finden sich die spezifischen
Autorenstellen dort verwertet (über eine frühere Bearbeitung von Ovid,
 
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