Ein Proklos-Fund und seine Bedeutung.
5
Schriften in Wien (Cod. Vi-ndob. philos. graec. 71) und München
(Cod. Monac. graec. II2) findet sich am Schluß des griechischen
Textes die Randnotiz: Μέχρι ώδε τά του Πρόκλου ή μέχρι τής
πρώτης ύποΤέσεως δλης * ελλείπει δε ή έξήγησις του τελευταίου
τούτου τεμμαχίου. Diese Bemerkung in den 4 von einander
unabhängigen Manuskripten3 bestätigt nicht nur, daß im
Archetypus dieser Handschriften-Klasse das Fehlen des Schluß-
teiles erkannt war, sondern lehrt auch, daß die handschriftliche
Überlieferung den Umfang des PROKLOS-Kommentars in seiner
Ganzheit auf die Erklärung der ersten Platonischen Hypothe-
sis begrenzte.
3. Erst von dieser Begrenzung aus wird das Vorhanden-
sein der Scholien zur zweiten bis neunten Hypothesis verständ-
lich, die in sämtlichen griechischen Handschriften und in den
Ausgaben auf den PROKLOS-Kommentar folgen4: Sowohl durch
die Art ihrer Überlieferung wie durch Stil und Inhalt5 ist
deutlich, daß sie nicht von Proklos selbst stammen, sondern
später in Anlehnung an das von ihm im sechsten Buch ge-
gebene Schema angefügt wurden6, aus dem Bedürfnis, einen
Ersatz für die bei Proklos fehlende Exegese des Schlußteils
des Platonischen Dialogs zu geben.
1 fol. 322v.
2 fol. 275r.
3 Hinzu kommt ferner eine Schreibernotiz an der gleichen Stelle im Cod.
Laurent. Mediceus Plut. LXXXV, 8: Ούτως εύρον έν τω πρωτοτύπω βιβλίω,
εως ώδε μόνον . . . καί άτελές, ώσπερ όρας. Dies Ms. wurde für Lorenzo Medici
geschrieben, nach einem Exemplar, das einst Bessarion gehört hatte und
von dessen Hand durchkorrigiert war: "Ο λαβών εις χεΐρας τήν βίβλον ταύτην
του άναγνώναι, γινωσκέτω, ότι άκεραίως κατά τό πρωτότυπον άντεγράφη, ό καί ό
-9-ειότατος καρδινάλις ό Νίκαιας διήλθε καί πολλά τούτου διώρθωσε (vgl. Bandini,
Catal. Bibi. Laurent. III, 1770, col. 255).
4 Bei Cousin pag. 1257—1314.
5 So pag. 1260 zur Verdeutlichung des Verhältnisses des Ganzen zum
Teil Anführung einer Stelle aus dem Pentateuch, ,,έκ τής κατά Μωσήν ιστορίας“
[Num. XL 17]! Ferner, pag. 1268, Platon vom Aristotelischen Standpunkt
aus getadelt; beides weist in das Alexandria der Zeit des Philoponos.
6 Mit einigen Abweichungen, die Kenntnis, aber kein tieferes Verständ-
nis von Damaskios’ Parmenides-Komment. verraten. Wenn häufig Damaskios
als Verfasser der Scholien bezeichnet wird, so beruht dies auf ungenauer
Deutung einer in einigen Hss. erhaltenen Randnote, nach der die 8. und 9. Hy-
pothesis ,,κατά Δαμάσκων“ erklärt sei.
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Schriften in Wien (Cod. Vi-ndob. philos. graec. 71) und München
(Cod. Monac. graec. II2) findet sich am Schluß des griechischen
Textes die Randnotiz: Μέχρι ώδε τά του Πρόκλου ή μέχρι τής
πρώτης ύποΤέσεως δλης * ελλείπει δε ή έξήγησις του τελευταίου
τούτου τεμμαχίου. Diese Bemerkung in den 4 von einander
unabhängigen Manuskripten3 bestätigt nicht nur, daß im
Archetypus dieser Handschriften-Klasse das Fehlen des Schluß-
teiles erkannt war, sondern lehrt auch, daß die handschriftliche
Überlieferung den Umfang des PROKLOS-Kommentars in seiner
Ganzheit auf die Erklärung der ersten Platonischen Hypothe-
sis begrenzte.
3. Erst von dieser Begrenzung aus wird das Vorhanden-
sein der Scholien zur zweiten bis neunten Hypothesis verständ-
lich, die in sämtlichen griechischen Handschriften und in den
Ausgaben auf den PROKLOS-Kommentar folgen4: Sowohl durch
die Art ihrer Überlieferung wie durch Stil und Inhalt5 ist
deutlich, daß sie nicht von Proklos selbst stammen, sondern
später in Anlehnung an das von ihm im sechsten Buch ge-
gebene Schema angefügt wurden6, aus dem Bedürfnis, einen
Ersatz für die bei Proklos fehlende Exegese des Schlußteils
des Platonischen Dialogs zu geben.
1 fol. 322v.
2 fol. 275r.
3 Hinzu kommt ferner eine Schreibernotiz an der gleichen Stelle im Cod.
Laurent. Mediceus Plut. LXXXV, 8: Ούτως εύρον έν τω πρωτοτύπω βιβλίω,
εως ώδε μόνον . . . καί άτελές, ώσπερ όρας. Dies Ms. wurde für Lorenzo Medici
geschrieben, nach einem Exemplar, das einst Bessarion gehört hatte und
von dessen Hand durchkorrigiert war: "Ο λαβών εις χεΐρας τήν βίβλον ταύτην
του άναγνώναι, γινωσκέτω, ότι άκεραίως κατά τό πρωτότυπον άντεγράφη, ό καί ό
-9-ειότατος καρδινάλις ό Νίκαιας διήλθε καί πολλά τούτου διώρθωσε (vgl. Bandini,
Catal. Bibi. Laurent. III, 1770, col. 255).
4 Bei Cousin pag. 1257—1314.
5 So pag. 1260 zur Verdeutlichung des Verhältnisses des Ganzen zum
Teil Anführung einer Stelle aus dem Pentateuch, ,,έκ τής κατά Μωσήν ιστορίας“
[Num. XL 17]! Ferner, pag. 1268, Platon vom Aristotelischen Standpunkt
aus getadelt; beides weist in das Alexandria der Zeit des Philoponos.
6 Mit einigen Abweichungen, die Kenntnis, aber kein tieferes Verständ-
nis von Damaskios’ Parmenides-Komment. verraten. Wenn häufig Damaskios
als Verfasser der Scholien bezeichnet wird, so beruht dies auf ungenauer
Deutung einer in einigen Hss. erhaltenen Randnote, nach der die 8. und 9. Hy-
pothesis ,,κατά Δαμάσκων“ erklärt sei.