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Hoffmann, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1929/30, 3. Abhandlung): Das Universum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.39956#0003
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Der Zweck meines Vortrages1 ist, an einem Einzelproblem —
nämlich am Begriff des Universums — auf zu zeigen, wie in der
Geschichte der Philosophie mit dem Auftreten des Nikolaus von
Cues eine Revolution der allgemeinen wissenschaftlichen Denk-
form sich in Marsch setzt.
Zu diesem Zwecke soll es uns nicht genügen, aus dem zweiten
Buche der Docta ignorantia, wo der Philosoph sein Weltbild ent-
wickelt, die neuen Züge und Momente dieses Bildes zusammen-
zustellen. Uns möge hier weniger interessieren, was Nikolaus sich
ausdenkt als wie er es ausdenkt2. Man kennt ihn auf allen Gebieten
als Neuerer; nicht nur in Philosophie, Theologie und Mathematik,
sondern auch in Philologie, Technik und Medizin. Derselbe Mann,
der als einer der ersten Deutschen neben dem Lateinischen das
Griechische und Hebräische erlernte — das vollgültige Zeugnis
dafür befindet sich noch heute im Archiv des Hospitals von Cues —,
legte auch erste Fundamente, auf denen später die Integralrechnung
aufgebaut werden konnte; derselbe, welcher dem Gottesgedanken

1 Gehalten auf dem Kartelltag der deutschen Akademien in Heidelberg
am 13. April 1929. Für den Druck hinzugefügt sind die Anmerkungen und
einige Erweiterungen im Schlußteil.
2 Dafür ist vor allem, in Hinsicht auf den Begriff des Universums, wichtig
D. ign. I, 2. Vortrefflich hat über einzelnes Grundsätzliche bereits gehandelt
F. J. Clemens, Giordano Bruno und Nicolaus von Cusa, Bonn 1847. Neuerdings
hat E. Cassirer in seinem Werke Individuum und Kosmos in der Philosophie
der Renaissance (Studien der Bibi. Warburg, 1927) das Problem des Univer-
sums zum Teil schon unter ähnlichen Gesichtspunkten und Weg weisend
untersucht. Wenn wir beide zu wesentlich gleichen Resultaten gekommen sind
und ich dennoch meine Darstellung nach der seinigen noch veröffentliche, so
ist es dadurch begründet, daß für Cassirers Thema das Christologische mehr
in den Hintergrund treten mußte, während es für meine Themastellung von
zentraler Bedeutung ist und die Lehre des Cusanus erst ganz zum System
macht. Wie gesichert die von Cassirer aufgestellten (und von mir durch-
gehend benutzten) Positionen sind, geht daraus hervor, daß das Christologische
sich widerspruchslos ihnen anreihen läßt. Über den Trinitätsgedanken in der
Systematik des Cusanus vgl. Cusanus-Texte I Predigten, 1. Dies Sancti-
ficatus v. E. IToffmann und R. Klibansky in den Erläuterungen (Sitzungsber.
1928/29, 3. Abh.).

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