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Hoffmann, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1929/30, 3. Abhandlung): Das Universum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.39956#0026
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26

Ernst Hoffmann.

steht der Christusgedanke auch zur Complicatio und Explicatio. In
Christus starb 'der Mensch’, um in der 'Menschheit’ sich zu ent-
falten. Was in diesem einzigen Homo komplizit gewesen, das ist
in der Humanitas explizit geworden. Christus ist nicht nur das
Weizenkorn des Evang. Joh., das im Erdboden als Einzelkorn zu-
grunde gehen mußte, um viele Frucht zu bringen, sondern die
Ernte der Humanität, die aus seinem Menschentum zur Entfaltung
berufen ist, ist so unendlich wie die Welt der Wörter, die sich in
den Zungen der Menschheit entfaltet haben aus der einen Idee des
Wortsinnes heraus. Das heißt Logos, daß in Christus der Welt-
sinn tönend geworden ist, um sich in die Unendlichkeit der sinn-
erfüllten menschlichen Existenzen auszubreiten (D. ign. III, 7).
So ist die Christologie in Einklang mit den beiden anderen
Lehrstücken, aber sie leistet noch mehr als bloße Gefolgschaft. Es
war schon oben erwähnt, daß beiden Lehrstücken ein Schein des
Gegensatzes anhaftet. Er beruht darauf, daß das eine Mal Gottes
'Immanenz’ in der Welt, das andere Mal der Welt 'Inhärenz’ in
Gott gefordert wird. Gott soll der Welt so immanent sein wie die
absolute Figur allen mathematischen Gebilden; die Welt scll in
Gott so inhärent sein wie das Explizite im Kompliziten. Hier ist
zwar kein Widerspruch, aber hier ist ein Rätsel. Und das Rätsel
bleibt, solange kein Begriff gefunden ist, der gleichermaßen den
Immanenz- und Inhärenzgedanken tragen kann. Christi Auf-
erstehung geht weder aus Gottes Ewigkeit noch aus der Menschen
Sterblichkeit hervor, sondern ist etwas Eigenes und grundsätzlich
Neues: Christi Auferstehung ist für das Universum das Zeichen,
daß der Weltbegriff nicht mit dem der Zeitlichkeit und Vergäng-
lichkeit zusammenfällt. Ist das Universum die Ganzheit des Seins,
die Humanitas aber die Höhe dieser Ganzheit, Christus vollends
das Maximum dieser Ganzheit, so bezeichnet seine Auferstehung,
welches Moment am Ganzen des Seins allein Unsterblichkeit hat.
Es ist nicht so, daß das Ganze besteht, das Einzelne vergeht, das
würde den Sinn der Kontraktion vernichten; sondern mit dem
Einzelnen vergeht auch das Ganze mit Ausnahme des 'Höchsten’;
dies allein bleibt, um zu leben. Nicht im Totum der Welt, sondern
im Finis der Welt ruht der Begriff der Unsterblichkeit. Das Uni-
versum ist kein summativer, sondern ein auf Wert und Bedeutung
gerichteter Begriff. Darin ruht die Teilhabe des Universums am
Ewigen. Wenn Christi Auferstehung das Symbol ist für die Un-
sterblichkeit, so will Cusanus das so verstanden wissen, daß der
 
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