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Hoffmann, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1929/30, 3. Abhandlung): Das Universum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.39956#0027
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Cusanus-Studien: I. Das Universum des Nikolaus von Gues.

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tiefste und letzte Sinn (so ist finis bei ihm zu übersetzen) des Uni-
versums der Zeitlichkeit entrückt ist (D. ign. III, 8). So löst sieb
das Rätsel von Immanenz und Inhärenz. Ist das Moment bezeich-
net, wo dem Universum Unsterblichkeit eignet, so kann das Inne-
wohnen des Unendlichen im Endlichen ohne Widerspruch zu-
sammengedacht werden mit dem Eingefaltetsein alles Einzelnen
im Ur-Einen. Immanenz und Inhärenz sind nur noch zwei verschie-
dene Aspekte einer und derselben Beziehung, die im Grunde ihres
Wesens die zwischen Sinn und Zeichen, zwischen Idee und Erschei-
nung ist1 * * *.
Wie der Mittlerglaube auf christlicher Grundlage zum Kirchen-
gedanken überleitet, steht außer Zusammenhang mit unserem
Thema. Es ist selbstverständlich, daß die katholische Kirche für
Cusanus die von Christus gestiftete Gemeinschaft der durch ihn
zur Erlösung Strebenden und Gelangenden ist; dies auszudeuten
und durch das 'Wort’ lebendig zu erhalten, ist der Gegenstand
von mehr als einer unter den Predigten des Cusanus. Aber der
Kirchengedanke birgt noch ein ganz anderes Problem in sich, und
dies ist von philosophischer Art und hängt mit dem expliziten
Universum zusammen.
In Christus als dem Endziel der Welt ist die Menschheit geeint,
in ihm sind die verschiedenartigen Strebungen der individuellen
Menschen, sofern sie nur auf das Ideal gerichtet sind, zur 'Kon-
kordanz5 gebracht. So ist Christus für das Universum nicht nur
Mittler zu Gott, sondern zugleich Prinzip des Friedens. Aber wie
verhalten sich nun die Begriffe der Eintracht und des Friedens
zu der Verschiedenheit der religiösen Standpunkte auf Erden ? In
1 Noch einmal wird jetzt der Sinn der Vereinigung der beiden ersten
Lehrstücke neu beleuchtet: Gerade indem das Absolute abgetrennt wurde,
konnte die 'Welk gerettet werden. Indem die Welt vom absolut Unendlichen
ausgeschlossen wurde, wurde sie in einem neuen Sinne der Unendlichkeit zu-
gänglich: im Sinne der grenzenlosen Entwicklungsmöglichkeit. Jetzt gilt in
noch lebendigerem Sinne: Es gibt keinen Punkt in der Welt, der 'nur5 endlich
wäre; es gibt keine Trennung des Relativen vom Absoluten, die 'nur’ Trennung
wäre; es gibt kein Sein, das nichts als starre Ruhe wäre. Erst jetzt kann nach
Gusanus etwas mit Recht wahr, schön, gut 'genannt’ werden. Zwar bleibt
bestehen: apertum est Universum non nisi contracte esse plura, quae actu ita
sunt, quod nullum pertingit ad simpliciter maximum (D. ign. III, 1); aber als
größtes Konkretes kann das Universum nicht ein 'rein’ Konkretes sein: Mani-
festum est ipsum maximum non posse, ut pure contractum, subsistere . . .,
cum nullum tale plenitudinem perfectionis in genere perfectionis attingere
possit (III, 2).
 
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