42
Raymond Klibansky.
wurde. Wenn die bisherigen Untersuchungen in ihren Ergebnissen
untereinander starke Widersprüche aufweisen, so ist dies einmal
darin begründet, daß der von Clemens gebotene, stellenweise fehler-
hafte Text, den die späteren Bearbeiter ohne Prüfung übernahmen,
zu Mißverständnissen Anlaß bot; vor allem aber darin, daß man
in diesen Aufzeichnungen, ohne ihren fragmentarischen Charakter
zu bedenken, ,,in concisester Form das kosmologische Glaubens-
bekenntnis des Kardinals“* 1 zu haben meinte und es, losgelöst von
den übrigen Werken, auf seinen positiven Ertrag an astronomischen
Einzelheiten hin betrachtete. Erst eine Darstellung, deren Ziel es
sein wird, das konkrete Weltbild des Cusanus in seiner Verbindung
mit den in den Hauptwerken entwickelten spekulativen Grund-
sätzen zu erfassen, wird eine zutreffende Bewertung auch dieses
Stückes ergeben können.
Die Handschrift, in der das Stück erhalten ist, Codex Cusa-
nus 211, enthält auf der ersten Seite folgende eigenhändige Ein-
tragung des Cusanus:
,,1444' Ego Nicolaus de Cusza prepositus monasterii Treve-
rensis dyocesis orator pape. Eugenii in dieta nurembergensi, que
erat ibidem de mense septembris ob ereccionem antipape felicis
ducis Sabaudie factam Basilee per paucos sub titulo concilii, in
qua dieta erat fridericus romanorum rex cum Electoribus, emi
speram solidam magnam, astrolabium et turketum, Iebrum super
almagesti cum aliis libris 15, pro XXXVIII florenis renensibus.“
Die Handschrift, in der einige Teile auf Nürnberg als Ent-
stehungsort weisen2, wurde demnach von Nikolaus Ende 1444 wäh-
rend seines Aufenthalts in dieser Stadt, als er vor dem Reichstage
die Sache Eugens IV. vertrat, erworben, zusammen mit einigen
astronomischen Instrumenten — dem großen hölzernen Himmels-
globus, dem Astrolab und dem Torquetum, die noch heute in der
Hospitals-Bibliothek zu Cues aufbewahrt werden — und Manu-
skripten, meist astronomischen und astrologischen Inhalts, darunter
Gebers Kommentar zum Ptolemäischen Almagest. Außer zwei
Studien z. Gesch. d. math. u. phys. Geographie, Halle 1879, S. 28f.; Deich-
müller, Die astron. Bewegungslehre u. Weltansch. d. Kard. Nik. v. Cusa,
SB d. Niederrhein. Ges. f. Naturk. 1901, Bonn 1902, S. 87ff.
1 Günther, op. eit., S. 29.
2 Vgl. J. Hartmann, Die astron. Instrumente des Kardinals Nik. Clus.,
Abh. d'. Gotting. Ges. d. Wiss., Math.-phys. Kl. N. F. X 6, 1919, S. 11 f.
Raymond Klibansky.
wurde. Wenn die bisherigen Untersuchungen in ihren Ergebnissen
untereinander starke Widersprüche aufweisen, so ist dies einmal
darin begründet, daß der von Clemens gebotene, stellenweise fehler-
hafte Text, den die späteren Bearbeiter ohne Prüfung übernahmen,
zu Mißverständnissen Anlaß bot; vor allem aber darin, daß man
in diesen Aufzeichnungen, ohne ihren fragmentarischen Charakter
zu bedenken, ,,in concisester Form das kosmologische Glaubens-
bekenntnis des Kardinals“* 1 zu haben meinte und es, losgelöst von
den übrigen Werken, auf seinen positiven Ertrag an astronomischen
Einzelheiten hin betrachtete. Erst eine Darstellung, deren Ziel es
sein wird, das konkrete Weltbild des Cusanus in seiner Verbindung
mit den in den Hauptwerken entwickelten spekulativen Grund-
sätzen zu erfassen, wird eine zutreffende Bewertung auch dieses
Stückes ergeben können.
Die Handschrift, in der das Stück erhalten ist, Codex Cusa-
nus 211, enthält auf der ersten Seite folgende eigenhändige Ein-
tragung des Cusanus:
,,1444' Ego Nicolaus de Cusza prepositus monasterii Treve-
rensis dyocesis orator pape. Eugenii in dieta nurembergensi, que
erat ibidem de mense septembris ob ereccionem antipape felicis
ducis Sabaudie factam Basilee per paucos sub titulo concilii, in
qua dieta erat fridericus romanorum rex cum Electoribus, emi
speram solidam magnam, astrolabium et turketum, Iebrum super
almagesti cum aliis libris 15, pro XXXVIII florenis renensibus.“
Die Handschrift, in der einige Teile auf Nürnberg als Ent-
stehungsort weisen2, wurde demnach von Nikolaus Ende 1444 wäh-
rend seines Aufenthalts in dieser Stadt, als er vor dem Reichstage
die Sache Eugens IV. vertrat, erworben, zusammen mit einigen
astronomischen Instrumenten — dem großen hölzernen Himmels-
globus, dem Astrolab und dem Torquetum, die noch heute in der
Hospitals-Bibliothek zu Cues aufbewahrt werden — und Manu-
skripten, meist astronomischen und astrologischen Inhalts, darunter
Gebers Kommentar zum Ptolemäischen Almagest. Außer zwei
Studien z. Gesch. d. math. u. phys. Geographie, Halle 1879, S. 28f.; Deich-
müller, Die astron. Bewegungslehre u. Weltansch. d. Kard. Nik. v. Cusa,
SB d. Niederrhein. Ges. f. Naturk. 1901, Bonn 1902, S. 87ff.
1 Günther, op. eit., S. 29.
2 Vgl. J. Hartmann, Die astron. Instrumente des Kardinals Nik. Clus.,
Abh. d'. Gotting. Ges. d. Wiss., Math.-phys. Kl. N. F. X 6, 1919, S. 11 f.