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Gundolf, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 2. Abhandlung): Seckendorffs Lucan — Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.40153#0006
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Friedrich Gundolf:

nutzen möchte / das bedachte ich zu der zeit selbst so genau nicht /
sondern war mir gnug / daß ich meine recreation damit gehabt.
Nachdem es aber etliche gelehrte und fürnehme leute bey mir
gesehen / hielten sie die arbeit für nicht vergeblich / sondern für
wohl angewendet / und verlangten'/ daß sie kund und von andern
nachgethan würde. Ich konte mich aber aus mancherley besorg-
niß nicht entschlüssen / diese meine Version in druck kommen
zu lassen / äusersten falls gedachte ich sie unter einem andern
namen heraus zu geben. Als ich hernach Anno 1681 der würck-
lichen Hoff- und Cantzley-dienste durch göttliche Verleihung mit
ehren ledig worden / und die süsse Ruhe im privat-leben erlanget
hatte / fiele mir zwar unter andern auch diese meine arbeit wieder
in betrachtung / und communicirte davon in Schriften mit dem
fürtrefflich gelehrten manne herrn D. Morhoffen / Professorn zu
Kiel / der hauptsächlich guten verstand von der poesie gehabt /
und wie aus seinen Schriften zu ersehen / mein besonderer freund
war / denn er hatte in seinem buch von der teutschen poesie die
reimen vertheidiget / hingegen die unreimende verse / welche die
Frantzosen coq ab äne nennen / verworffen. Als ich ihm aber einige
Bogen von meiner Version zuschickte / schrieb er / weiß nicht / ob
nur aus gefälligkeit / doch mit Worten / daraus ernst zu verspüren;
er wolte nunmehr seine meinung endern / und diese art der verse /
sonderlich bey Übersetzungen / selbst für besser halten als reimen.
Dieses hochgelahrten und berühmten mannes (der nur allzufrüh
der gelehrten weit durch zeitlichen tod entgangen / aber sein ge-
dächtniß in herrlichen Schriften verewiget) judicium hielte ich zwar
hoch; gleichwohl bewegte michs so weit nicht / daß ich mit dem
druck des buchs verfahren hätte. Dazu kam / daß ich keine zeit
zur übersehung und Verbesserung finden konte / indem ich eine
bessere aber auch schwerere arbeit in fertigung anderer Schriften /
die seither publiciret worden / auf mich geladen; ist also alles bis
auf voriges Jahr ersitzen blieben. Ich hatte nun auch bald anfangs
erwogen / wenn die Version in druck ausgehen solte / daß noch
etwas nützlichers dazu zu thun wäre / und deswegen aus den
zwey ersten büchern etliche Sprüche oder sententias des Poeten /
mit denen er überfüllet ist / ausgelesen / woraus gute anmerckungen
in politischen und moralischen dingen gezogen werden könten /
und davon zu discurriren einen versuch gethan. Gleich wie ich aber
die Übersetzung für eine neben-sache und spielwerck hielte und
brauchte; also gieng ich auch mit abfassung solcher anmerckungen
 
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