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Gundolf, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1930/31, 2. Abhandlung): Seckendorffs Lucan — Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.40153#0012
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Friedrich Gundolf:

Er war durch mantels brauch besänfftet / und verlernte
Den krieg in friedens-zeit / er suchte großen Ruff /
Gab viel dem pöfel nach / und ließe sich gantz treiben
Nach dessen wind und gunst: freut sich sein lob zu hören /
Im spielhauß / seinem bau. So trachtet er auch nicht
Auff zugang neuer macht / vertraut dem alten glücke
Zu viel; stund also da / ein schatte großen nahmens.
Wie dort im geilen feld ein hoher eichenbaum
Den alten raub des volcks / und die geweyhten gaben
Der kriegeshelden trägt; hat er gleich schwache wurtzeln /
Pfählt sich mit seiner last / und strecket in die lufft
Die bloßen äste hin / gibt schatten nicht mit blättern
Nur mit dem alten schafft / und stehet auff der schuckel
So bald der ost-wind bläst; so wird er doch allein
Verehret / ob gleich sonst so viel der starcken bäume
Rings-um in Wäldern stehn. Hingegen war nicht nur
Beym Cäsar bloßer nahm’ / und kriegesführers ruff /
Die krafft war selbsten da / die sich nicht mehr behielte
In schrancken ihres orts. Nichts dünckt ihm schädlich seyn /
Als kriegen ohne sieg; war scharff und ungezähmt /
Wo hoffnung oder zorn ihn reitzten / schlug er an:
Die hände schonten nie das schwerd mit blut zu netzen /
Wo er den fortgang spührt / da drang er tapffer drauff /
Und wüste sich der gunst der Götter zubedienen /
Was ihm entgegen kahm / da er das höchste sucht
Das stieß er alles umb / und freute sich zumachen
Den weg durch fall und riß. Gleich wie vom wind erzwungen
Der clonner / leucht herfür / wann der bewegte himmel
Erbraust / die weit erkracht / da bricht er durch den tag /
Erschreckt das feige volck / und blendet seitwärts her
Die äugen mit der flamm / strafft seinen eignen tempel /
Und findet keinen zeug / der ihm den ausgang wehre /
Macht große niederlag im schlagen und im kehren /
Wann das zerstreute feur er wieder zu sich zieht.
(Die Erscheinung des Gespensts an der Grenze I, 232—243.)
Man riß umb geldes werth das regiment zu sich /
Das volck ließ öffentlich umb seine gunst kauff-schlagen.
Den garaus macht der statt / der drang umb ehren-ämter:
Der zanck so jährlich wurd auff feilen marckt getrieben /
Der wucher fraß auch mit / und zins durch zeit vermehret /
Der glaube gieng zu grund / der krieg war vielen nütze.
Es hatte Cäsar schon als lauffend überstiegen
Die kalten Alpen-berg / er führte große dinge
Und lauter krieg im sinn / als er den kleinen bach
Des Rubicons betrat: allda ist ihm erschienen
Ein ungeheures bild des blöden Vaterlandes /
Doch klahr bey dunckler nacht / betrübten angesichts / ... .
 
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