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Friedrich Gundolf: Seckendorffs Lucan.
Fortuna! nicht so werth / daß ich den scheiterhauffen
Dem mann anzündete / auff den erkalten leib
Mich stürtzete / verbrennt die ausgerissne haare /
Und was im meer verstreut von gliederen des Großen /
Zusammen lesen möcht / auff alle wunden schütten
Gehäuffte tränen hin / und mein gewand erfüllen
Mit bein und warmer asch ? Was ich hätt nehmen mögen
Vom ausgelöschten hrand / hätt in der götter tempel
Ich ausgestreut; nun brennt ohn alle leichen-ehre
Der hauffe / diesen dienst hat ein Aegypter hand
Vielleicht den geistern nur zum Überdruß erzeigt /
0 besser liegen bloß die aschen von den Crassen!
Pompejus kriegt ein feur mit grösserm neid der götter.
(Auskünfte des Achoreus X, 239—264.)
Cäsar! daß ich entdeck geheimniß grosser eitern
So biß auff diese zeit / den unheiligen völckern
Nicht sind bekant gewest / es sey bey anderen
Ein gottes-scheu / wann sie so große wunder schweigen /
Ich aber halt dafür / es sey des himmels-wohnern
Beliebig / daß diß werck durch alle gehen möge /
Und heilige gesetz den völckern wissend werden;
Den Sternen die allein dem himmel seine flucht
Regieren / und dem Pol entgegen lauffen / ist
Durchs erste welt-gesetz verschiedne macht gegeben.
Die sonne theilt die zeit des jahres ein / verändert
Den tag mit nacht / verbieth mit ihren strahlen macht
Den Sternen fort zu gehn / und hält mit stillestand
Auff ihren schweiffegang. Der mond mit seinem Wechsel
Mischt Thetys und die erd. Saturnen kommt die kälte
Des eises und der creyß des schnees zu / der Mars
Hat wind und blitzen die mit Ungewißheit fallen /
Und unterm Jupiter ist gute mäßigung /
Und niemahls trübe lufft. Venus die fruchtbare /
Die ist besitzerin von aller Sachen saamen:
Cyllenius der ist des großen wassers richter /
Wann diesen hält der theil des himmels / wo der löwe
Die stern mischt mit dem krebß / wo Sirius auswirfft
Sein schnelles feur / und wo der circkel / der das jahr
Verändert / in sich hält den steinbock und den krebs /
Dem unterthänig ist der mund des Nilen-flusses.
Friedrich Gundolf: Seckendorffs Lucan.
Fortuna! nicht so werth / daß ich den scheiterhauffen
Dem mann anzündete / auff den erkalten leib
Mich stürtzete / verbrennt die ausgerissne haare /
Und was im meer verstreut von gliederen des Großen /
Zusammen lesen möcht / auff alle wunden schütten
Gehäuffte tränen hin / und mein gewand erfüllen
Mit bein und warmer asch ? Was ich hätt nehmen mögen
Vom ausgelöschten hrand / hätt in der götter tempel
Ich ausgestreut; nun brennt ohn alle leichen-ehre
Der hauffe / diesen dienst hat ein Aegypter hand
Vielleicht den geistern nur zum Überdruß erzeigt /
0 besser liegen bloß die aschen von den Crassen!
Pompejus kriegt ein feur mit grösserm neid der götter.
(Auskünfte des Achoreus X, 239—264.)
Cäsar! daß ich entdeck geheimniß grosser eitern
So biß auff diese zeit / den unheiligen völckern
Nicht sind bekant gewest / es sey bey anderen
Ein gottes-scheu / wann sie so große wunder schweigen /
Ich aber halt dafür / es sey des himmels-wohnern
Beliebig / daß diß werck durch alle gehen möge /
Und heilige gesetz den völckern wissend werden;
Den Sternen die allein dem himmel seine flucht
Regieren / und dem Pol entgegen lauffen / ist
Durchs erste welt-gesetz verschiedne macht gegeben.
Die sonne theilt die zeit des jahres ein / verändert
Den tag mit nacht / verbieth mit ihren strahlen macht
Den Sternen fort zu gehn / und hält mit stillestand
Auff ihren schweiffegang. Der mond mit seinem Wechsel
Mischt Thetys und die erd. Saturnen kommt die kälte
Des eises und der creyß des schnees zu / der Mars
Hat wind und blitzen die mit Ungewißheit fallen /
Und unterm Jupiter ist gute mäßigung /
Und niemahls trübe lufft. Venus die fruchtbare /
Die ist besitzerin von aller Sachen saamen:
Cyllenius der ist des großen wassers richter /
Wann diesen hält der theil des himmels / wo der löwe
Die stern mischt mit dem krebß / wo Sirius auswirfft
Sein schnelles feur / und wo der circkel / der das jahr
Verändert / in sich hält den steinbock und den krebs /
Dem unterthänig ist der mund des Nilen-flusses.