Sitzungsberichte der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Unter dem Titel ,,Der Affe des Archilochos und die Brautwer-
bung des Hippokleides“ hat S. Luria im Philol. LXXXV 1930,
1 ff. eine Rekonstruktion des epodischen Gedichts vorgelegt, worin
Archilochos eine Begegnung zwischen Fuchs und Affe erzählte.
Der Versuch ist nicht haltbar. Unmöglich bereits, daß eine archa-
ische Fabel ein Vielerlei von Situationen umspannt hätte, derart,
daß jede einzelne davon später eine selbständige Fabel entwickeln
konnte. Nach Luria hätte der Verlauf nacheinander die folgenden
Geschichten gebracht: Gegnerschaft des Affen gegen Elefant und
Kamel als Bewerber ums Königtum im Tierreich (146 Chamrry,
183 Halm); beifallsbelohnte Tanzkunst des Affen und Mißerfolg
des Kamels beim Konkurrenzversuch (307 Ch., 365 H.); der als
meisterlicher Tänzer zum König gewählte Affe wird vom neidischen
Fuchs in eine Falle gelockt und verhöhnt (38 Ch., 44 H.); in diese
letzte Episode wird noch hineinverwoben, und zwar in zwei getrennte
Szenen auseinandergelegt, die Begegnung zwischen Fuchs und
Affe, bei der dieser mit seiner edlen Abkunft prahlt (Babrius 81;
39 Ch., 43 H.). Um solche unwahrscheinliche Stoffmenge unter-
zubringen, wird das wichtigste unter den wenigen hierher gehörigen
Bruchstücken auseinandergesprengt. Fr. 81 Dieiil (89 Bergk):
έρέω τιν’ ύμΐν αίνον, ώ Κηρυκίδη,
άχνυμένη σκυτάλη,
πίθηκος ηει θηρίων άποκριθείς
μοΰνος άν’ έσχατιήν.
5 τω δ’ άρ’ άλώπηξ κερδαλή συνήντετο
πύκνον εχουσα νόον.
Hier soll V. 3 ff. nicht unmittelbar an das Eingangsdistichon an-
geschlossen haben, wodurch alsdann hinter diesem der benötigte
leere Raum entsteht zur Aufnahme der LuRiAschen Supplemente.
Gestützt wird das darauf, daß Lukillos von Tarrha, dem wir das
Zitat verdanken1, V. 3 ff. mit ειτ’ επιφέρει an V. 1 und 2 anfügt.
1 Die Überlieferung ist nur eine: Ammonios s. v. αίνος, ein Homer-
scholion in Cramers AP. III 371, Eustath zur Odyssee ξ 508 (1768, 2) und
Apostolisim Vorwort zu seinen Sprichwörtern (Paroem. II 235).