Fabel, Aretalogie, Novelle.
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legende gestaltet. Sie ist, wie wir sahen, in mancherlei Literatur-
sphären eingedrungen und so auch in die Fabel als aretalogischer
Bestandteil gekommen.
Lafontaine1 hat sie aus Phädrus übernommen, und trotz des
veränderten Tones die starke Hervorhebung des Aretalogischen bei-
behalten.
On ne peut trop loner trois sortes de personnes:
Les dieux, sei maitresse, et son roi
beginnt er, und mit der Pteprise dieser Sentenz von Malherbe schließt
er. Vorher hatte er (v. 56) den Anteil des Volkes stark unterstrichen:
chacun cria miracle.
Neben Simonides und Melampus stelle ich in diesem Stoff-
bereich noch Regulus, dessen wunderbare Rettung vor einem Ein-
sturz Martial in zwei Epigrammen behandelt. Schon oben hatten
wir (S. 6f.) auf die Verwandtschaft von Fabel und Epigramm bzw.
Babrius und Martial hinweisen müssen. Jetzt begegnen sich motiv-
geschichtlich Phädrus und Martial. Da Martial zweifellos an ein
historisches Ereignis anknüpft, unterließ es Friedländers Kommentar,
an die stofflichen Parallelen zu erinnern. Wir müssen das jedoch
um so eher tun, als Martial der einzige Schriftsteller der ersten
drei Jahrhunderte ist, der den Phädrus erwähnt.2
Martial I, 12 und I, 82 beruht auf folgendem Ereignis: in der
Villa seines reichen Gönners M.’Aquilius Piegulus an derVia Tiburtina
brach eine Porticus ein, nachdem Aquilius gerade durchgefahren
war. Ich muß der Versuchung widerstehen, Martials „Variations-
kunst“ im einzelnen durch Analyse aufzuzeigen und bitte, die zwei
1 Fables I, no. 16. Regnier in seiner großen Ausgabe I, p. 98, weist auf
die antiken Zeugnisse und Nevelets Mythologia Aesopi, p. 442, hin.
2 III, 20, 5 improbi iocos Phaedri. Freilich Friedländer leugnet, daß damit
die erhaltenen Fabeln gemeint sein könnten, „die ebenso wenig ioci als in irgend-
einem Sinne improbi sind. Das letztere Wort braucht M. öfter im Sinne von
lascivus“. Nun gut, bei Ph. IV, 14 und 15 (15 u. 16) haben wir Prometheus als
Verursacher für ÄeoßidÄeiv und Homosexualität (vgl. den übernächsten Abschnitt);
III, 3 haben wir Sodomie und V, 1, 15f. steht: quisnam cinaedus Ule in conspectu
meo audet cevere? Das und die Hennenfabel app. 9 genügen doch wohl für
improbi ioci\ Über iocus vgl. noch Postgate, Class. Pmv. 33, 1919, 22. Friedländer
denkt an einen unbekannten Mimographen. Außer Gudemann (erwähnt von Dra-
heim, Bursian 204, 223) hat dem λνοΐιΐ niemand zugestimmt. Vollmer, Münch.
Sitz.-Ber. 1919, V, 18; Norden, Lat. Lit.3, 73; Postgate a. a. 0. und Ausgabe
p. XI halten mit Recht die schon von Teuffel gegebene Beziehung auf den Fabel-
dichter fest.
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legende gestaltet. Sie ist, wie wir sahen, in mancherlei Literatur-
sphären eingedrungen und so auch in die Fabel als aretalogischer
Bestandteil gekommen.
Lafontaine1 hat sie aus Phädrus übernommen, und trotz des
veränderten Tones die starke Hervorhebung des Aretalogischen bei-
behalten.
On ne peut trop loner trois sortes de personnes:
Les dieux, sei maitresse, et son roi
beginnt er, und mit der Pteprise dieser Sentenz von Malherbe schließt
er. Vorher hatte er (v. 56) den Anteil des Volkes stark unterstrichen:
chacun cria miracle.
Neben Simonides und Melampus stelle ich in diesem Stoff-
bereich noch Regulus, dessen wunderbare Rettung vor einem Ein-
sturz Martial in zwei Epigrammen behandelt. Schon oben hatten
wir (S. 6f.) auf die Verwandtschaft von Fabel und Epigramm bzw.
Babrius und Martial hinweisen müssen. Jetzt begegnen sich motiv-
geschichtlich Phädrus und Martial. Da Martial zweifellos an ein
historisches Ereignis anknüpft, unterließ es Friedländers Kommentar,
an die stofflichen Parallelen zu erinnern. Wir müssen das jedoch
um so eher tun, als Martial der einzige Schriftsteller der ersten
drei Jahrhunderte ist, der den Phädrus erwähnt.2
Martial I, 12 und I, 82 beruht auf folgendem Ereignis: in der
Villa seines reichen Gönners M.’Aquilius Piegulus an derVia Tiburtina
brach eine Porticus ein, nachdem Aquilius gerade durchgefahren
war. Ich muß der Versuchung widerstehen, Martials „Variations-
kunst“ im einzelnen durch Analyse aufzuzeigen und bitte, die zwei
1 Fables I, no. 16. Regnier in seiner großen Ausgabe I, p. 98, weist auf
die antiken Zeugnisse und Nevelets Mythologia Aesopi, p. 442, hin.
2 III, 20, 5 improbi iocos Phaedri. Freilich Friedländer leugnet, daß damit
die erhaltenen Fabeln gemeint sein könnten, „die ebenso wenig ioci als in irgend-
einem Sinne improbi sind. Das letztere Wort braucht M. öfter im Sinne von
lascivus“. Nun gut, bei Ph. IV, 14 und 15 (15 u. 16) haben wir Prometheus als
Verursacher für ÄeoßidÄeiv und Homosexualität (vgl. den übernächsten Abschnitt);
III, 3 haben wir Sodomie und V, 1, 15f. steht: quisnam cinaedus Ule in conspectu
meo audet cevere? Das und die Hennenfabel app. 9 genügen doch wohl für
improbi ioci\ Über iocus vgl. noch Postgate, Class. Pmv. 33, 1919, 22. Friedländer
denkt an einen unbekannten Mimographen. Außer Gudemann (erwähnt von Dra-
heim, Bursian 204, 223) hat dem λνοΐιΐ niemand zugestimmt. Vollmer, Münch.
Sitz.-Ber. 1919, V, 18; Norden, Lat. Lit.3, 73; Postgate a. a. 0. und Ausgabe
p. XI halten mit Recht die schon von Teuffel gegebene Beziehung auf den Fabel-
dichter fest.