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Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0018
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18

Eugen Täubler:

durch ihn als Gott des Himmels bezeichnet wird, darf als ausgemacht
gelten. . . . Die Verehrung des Gottes erstreckt sich auf ganz
Italien, und überall wo uns die spärlichen Nachrichten ein Urteil
gestatten, ist seine Bedeutung als Himmelsgott deutlich erkennbar/*
Und S. 237 über Vediovis (Veiovis): „Der Name kennzeichnet ihn
deutlich als das Gegenbild des Diovis . . . und wenn er in der
Devotionsformel bei Macrobius, Saturn. III 9, 10 zusammen
mit den di manes angerufen wird, so weist das mit Bestimmtheit
auf einen Unterweltsgott hin“1. Wir werden natürlich nicht sagen
können, daß wir den römischen Gott des Himmelslichts und der
chthonischen Finsternis aufgefunden hätten, aber die Empfindung,
daß das, was im topographischen Bild der Terremaren auf einen
Kult der Sonne und einer unterirdischen Gottheit deutet, an Diovis
und Vediovis denken läßt, wird berechtigt sein.
Der Friedhof ist als Stadt der Toten angelegt, v. Duhn Ital.
Gräberkunde I S. 244: „nichts was auf eine materialistische Vor-
stellung vom Leben nach dem Tode würde schließen lassen“.
Damit sollte, wie die Bemerkungen S. 119 zeigen, ein geisterhaftes
Fortleben in der Totenstadt nicht geleugnet werden. Auch in Rom
sind die Vorstellungen vom Fortleben nach dem Tode immer un-
gestaltet und unbestimmt geblieben2. Aber die Tatsache animisti-
scher Vorstellung hat nicht nur als Komplement für den Kult des
Liclrtgotts oberhalb der Erde und des Finsternis-Gotts in der
Erde Bedeutung, sondern auch als Zeugnis einer Entwicklung, die
über die präanimistische Stufe hinausgekommen ist.
Alles was für die Anlage der Stadt wesentlich war, hat sich
in Fontanellato feststellen lassen, bis auf einen Bestandteil, und
der ist der wichtigste gewesen: die sakrale Mauerfurche, der
Sulcus. Aber es kann nur an einem Zufall liegen, daß diese kleine
Furche (in Rovere diCaorso 50 cm breit und 30 cm tief, inMontata
delb Orto 45 cm breit und 40 cm tief) von der Palisade, unter der
sie lief, oder von dem Wall, an dessen Innenseite sie lief, eingedrückt
wurde. Die Funde in anderen Terremaren (S. 21. 25) und der
Zweck des Sulcus machen es zur unbedingten Notwendigkeit,
daß er vorhanden war; was in den Ausführungen über den Ponti-
fex auch noch aus anderen Erwägungen gewiß werden wird.

1 Vgl. L. Deubner in dem von Bertholet und Lehmann hrsgg,
Lehrbuch der Religionsgeschichte II 1925 S. 438.
2 Wissowa a. a. O. S. 238.
 
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