Metadaten

Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0072
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
72

Eugen Taubleb :

Das ist die entscheidende Frage1. Von einer anderen Seite zeigte
sich die Schwierigkeit, daß das Wort auch in anderen latinischen
Städten vorkommt2, in denen es nicht durch einen Brückenbau
erklärt werden kann. Mommsen hielt es nicht für unmöglich, daß
Amt und Wort von Rom in diese Städte übertragen wurden, oder,
da 1855 von A. Kuhn die Bedeutung „Weg“ für pons erschlossen
war, daß pontifex allgemein den Wegebauer bedeute3. — L. Lange
gab dem die Wendung: „daß die pontifices davon hießen, daß
sie sämtliche in sakraler Beziehung wichtigen Wege für die Gänge
der Priester und für Prozessionen überhaupt in Ordnung zu halten
hatten“. Hier ist die sakrale Beziehung gesucht und der Zusammen-
hang mit der Brücke aufgegeben4. — Nach einer anderen Richtung
wurde die Bedeutung von Jhering erweitert5, der den Brückenbau
als immer wiederkehrendes sakral und profan bedeutungsvolles
Geschäft in die Zeit der Wanderungen zurückgehen ließ. Aber
all das führt, auch in Langes deutelnder Fassung, nicht über die
bezeichnete entscheidende Frage hinweg.
Die sakrale Motivierung des priesterlichen Brückenbaus
konnte sich zunächst darauf stützen, daß der hölzerne pons sublicius
noch in der Zeit des Augustus ganz frei von (Bronze und) Eisen
blieb6; gedeutet Dion. Hai. III 45, 2 (vgl. I 38, 3): lepav slvoa
vogi^ovTsc;. Dionys berichtet weiter, daß Reparaturen von den
pontifices ausgeführt und dabei gewisse Opfer dargebracht wurden.
Warum die Brücke so in die Obhut von Priestern gegeben wurde
und warum sie sakral war, hat Dionys sowenig wie Varro gefragt.
Als erster hat J. A. Hartung7 den Grund darin sehen wollen, daß
die Brücke von dem Flußgott als ein verletzendes Joch empfunden
werden mußte und er deshalb durch Opfer besänftigt werden
1 Pas hat am bestimmtesten Madvig (Verfass, u. Verwalt, d. röm.
Staates II 1882 S. 612) zum Ausdruck gebracht, aber eine Deutung nicht
versucht.
2 Stellen in den Indices zu C. I. L. XIV p. 568, auch IX p. 773 und X
p. 1136.
3 A. a. 0. S. 168 Anm.
4 Röm. Altertümer I2S. 319. Ebenso A. Zimmermann (Etymol. Wörter-
buch d. lat. Sprache 1915, aber auf der Grundlage, daß facere = sacrificare
ist, so z. B. Livius XXII 10, 3ff.), mit der merkwürdigen Deutung: pontifex
der öffentliche. Priester, der am Wege opfert, im Gegensatz zum Hausvater,
der es im Hause tut.
5 Vorgeschichte der Indoeuropäer, 1894, S. 426 ff.
6 Vgl. unten S. 81 A. 3.
7 Religion der Römer II 1836 S. 104f.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften