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Brinkmann, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 3. Abhandlung): Der Nationalismus und die deutschen Universitäten im Zeitalter der deutschen Erhebung — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40161#0037
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Der Nationalismus und die deutschen Universitäten.

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Professoren, besonders FiCHTES66,'bis ins einzelne bestimmt waren,
beschäftigen sich sehr charakteristisch auch mit der Organisations-
form des Geheimbundes. Altenstein sagt: „Während schon längst
die größten und kräftigsten Köpfe in Europa, die Repräsentanten
des wahren Zeitgeistes, unter allen möglichen Gestalten die Not-
wendigkeit und Wichtigkeit der Umänderung aller derjenigen Ver-
fassungen, in welchen der Mensch nicht als solcher geachtet, son-
dern als Sache anderer Menschen im Staate betrachtet und wo
nicht alle und jede Kraft ohne Ausnahme zur Erlangung des vor-
gesteckten Ziels angewendet werde, laut gepredigt hatten, und wäh-
rend sich dieses in Schriften, geheimen Verbindungen, einzelnen
Vorschlägen in verschiedenen Staaten und mehr oder minder ernst-
haften Auftritten in solchen äußerte, ist in dem Preußischen Staat
alles durchgängig beim Alten geblieben und auch nicht die kleinste
wesentliche, allgemeine Veränderung vorgenommen worden.“ Har-
denberg aber wendet dieselbe Andeutung positiv: „Mit eben der
Kraft und Konsequenz, womit Napoleon das französische revo-
lutionäre System verfolgt, müssen wir das unsrige für alles Gute,
Schöne, Moralische verfolgen, für dieses alles, was gut und edel ist,
zu verbinden trachten. Ein solcher Bund, ähnlich dem der Jako-
biner, nur nicht im Zweck und in der Anwendung verbrecherischer
Mittel und Preußen an der Spitze, könnte die größte Wirkung
hervorbringen und wäre für dieses die mächtigste Allianz67.“
Der amtliche Plan mußte wie die Zündung auf angehäuften
Sprengstoff wirken. Wegen der Verlegung des Regierungssitzes
nach Ostpreußen ist der dort entstandene Tugendbund die bekann-
teste der jetzt nicht nur unter Duldung, sondern unter geheimer
Mitwirkung der Staatsorgane gebildeten Gesellschaften. Man bat
längst bemerkt, daß er nur eine (freilich wegen jener Mitwirkung
höchst wichtige) Masche in dem großen Netz ähnlicher „sittlicher“,
„wissenschaftlicher“, „deutscher“ Gesellschaften und Bünde war,
die sich damals mit Windeseile über ganz Norddeutschland aus-
breiteten68, und sie wurden, wie etwa Jahns Charlottenburger

66 Vgl. E. Spranger in Forschungen zur Brand, u. Preuß. Gesch. 18
(1910), 471 l'f. und E. Müsebeck ebd. 28 (1915), 1691'f.
67 G. Wiater, Die Reorganisation des Preußischen Staates unter Stein
und Hardenberg 1, 1 (1931), 391 u. 306.
6S Und von denen leider noch immer die Feststellung Müsebecks
(Arndt 1, 258, Anm. 1) gilt, daß ,,es über den Zusammenhang aller dieser
Bewegungen eine Darstellung noch nicht gibt“. Das Beste jetzt bei Wentzcke
 
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