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Brinkmann, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 3. Abhandlung): Der Nationalismus und die deutschen Universitäten im Zeitalter der deutschen Erhebung — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40161#0059
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Der Nationalismus und die deutschen Universitäten.

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kriege war so schroff, daß man sich fragt: Wäre die Jugendbewegung
der Burschenschaft damals nicht gerade erst in den Anfängen und
Ascher nicht ein so unbedeutender Skribent gewesen, hätte dieser
Gegensatz nicht bereits damals fanatische Fehmegedanken heraus-
gefordert wie vier Jahre später die, denen der in Aschers Kreisen
anscheinend als Klassiker gewertete Ivotzebue zum Opfer fiel?
VI.
Das Kriegserlebnis.
Einstweilen mußte die Lage der Jugend erst zum vollen Be-
wußtsein kommen, denn das Jahr der Bundesakte war ja auch das
des Maiversprechens einer preußischen Konstitution und des damit
zusammenhängenden ,, Jakobinismus“ der HARDENBERGSchen Re-
gierung, die ein Jahrfünft lang den Elan der Kriegsteilnehmer auf
das Triebwerk einer preußisch-deutschen Machtpolitik zu leiten
versuchte. Der Nationalitätenstaat Österreich konnte aus dem
Instinkt seiner rein konservativen Interessen heraus sogleich mit
Entschiedenheit die nationale Bewegung, die ihre Schuldigkeit getan
hatte, verabschieden und durch den Mund seines Staatspublizisten
Friedrich Gentz verkünden114: „Die Feldzüge von 1813, 1814 und
1815 haben an einem ewig denkwürdigen Beispiel gezeigt, was unter
guter Leitung die Riesenkraft einer harmonischen Bewegung in
allen Gliedern des gesellschaftlichen Körpers vermag. Vom Monar-
chen bis auf den Bauern herab hat jeder das Seinige getan, und
insofern war der Sieg ein gemeinsames Gut, dessen alle sich zu
erfreuen berechtigt sind. Diese Ansicht ist die gerechteste, die
großmütigste, die wohltätigste; sie würde auch in Deutschland nie
gestört worden sein, wenn nicht leidenschaftliche Schriftsteller ver-
sucht hätten, sie durch die ihrige zu verdrängen. Sobald einmal
getrennte und ausschließende Ansprüche laut werden, muß es
jedem erlaubt sein, auch die entgegengesetzten geltend zu machen,
und wenn diese vollends die überwiegenden sind, so wäre es un-
würdige Nachgiebigkeit, eiteln Deklamatoren ohne Widerspruch
das Feld zu überlassen. Ob Napoleon durch regelmäßige Streit-
kräfte allein, ohne Freiwillige, ohne Volksbewaffnung, gestürzt
worden wäre, ist ein Problem, worüber unter Sachverständigen die
Meinungen geteilt sein können; die Möglichkeit liegt außer allem
Zweifel. Daß aber umgekehrt alle Aufgebote, alle Landstürme und
114 Über das Wartburgfest in Schriften ed. G. Schlesier 3 (1839), 43f.
 
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