Jungfrauensohn und Krippenkind.
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Es handelt sich für uns hier nur um das Recht des irdischen
Vaters an dem göttlichen Kinde, und dafür kommen vor allem
griechische Überlieferungen in Betracht, die das göttliche Kind in
einer menschlichen Ehe geboren werden lassen und infolgedessen
die Frage nach dem Verhalten des irdischen Vaters beantworten
müssen. Es gibt in diesen Traditionen, die größtenteils in literari-
sierter, also sekundärer Form erhalten sind, ein Motiv, dessen mehr-
fache Wiederkehr beweist, daß diese Überlieferungen Zusammen-
hängen d. h. offenbar nach dem gleichen Schema gebildet sind.
Es ist das Motiv von der geschlechtlichen Abstinenz des
Vaters bis zur Geburt des göttlichen Kindes. Origenes gibt hei
der Erörterung von Jes. 7, 14 und der Jungfrauengeburt Jesu
(Contra Celsum I 35ff.) den Hinweis auf das wichtigste Beispiel.
Als Beweis dafür, daß nach griechischer Lehre nicht alle Menschen
von menschlichen Eltern (έξ άνδρος καί γυναικός) abstammen, er-
wähnt er die Sage von Platos göttlicher Erzeugung. Sie ist uns
auch aus anderen und sehr nahe an Plato selbst heranreichenden
Traditionen bekannt* 1 und erzählt, daß Platos Vater Ariston davon
abgehalten worden sei, mit seinem Weib Periktione zu verkehren,
bis sie den von Apollon gezeugten Knaben Plato geboren habe2.
Dabei herrscht die Anschauung vor, daß Periktione noch Jungfrau
war, als sich Apollon ihr nahte. Von Alexander dem Großen wird
nicht nur berichtet, daß er von Zeus oder Ammon erzeugt sei3 *;
duismus 127 ff. Die Kenntnis der Legende von Krischnas Herabkunft
und Geburt im Brahma-Purana verdanke ich Heinrich Zimmer, der mir
das Manuskript einer von ihm vorbereiteten Übersetzung freundlichst zur
Verfügung stellte.
1 Diogenes Laertius III 2 Σπεύσιππος δ’έν τω έπιγραφομένω Πλάτωνος
περιδείπνω καί Κλέαρχος έν τω Πλάτωνος έγκωμίω καί Άναξιλα'ίδης έν τω δευτέρω
περί φιλοσόφων φασίν ως ’Α-θ-ήνησιν ήν λόγος ώραίαν ούσαν τήν Περικτιόνην βιάζεσ-9-αι
τον Άρίστωνα καί μή έπιτυγχάνειν· παυόμενόν τε της βίας ίδεΐν τήν του Απόλλωνος
όψιν . . . PlutarchQuaest. conviv. VIII 1, 2, ρ. 717e, Olympiodor Vita Platonisl
(Platonis Dialogi ed. Hermann VI 191), Origenes Contra Celsum I 37, p. 89
Ivoetschau, Hieronymus Adv. Jovinianum I 42.
2 Diogenes Laertius a. a. O.: o-9-εν κα-9-αράν γάμον φυλάξαι έοις τής άπο-
κυήσεως. Plutarch: καί φωνής άπαγορευούσης μή συγγενέσ-9-αι τή γυναικί μη δ5
άψασ-9-αι δέκα μηνών έμνημόνευσεν. Olympiodor: καί έν νυκτί φανέν τω Άρίστοινι
έκέλευσεν αύτω μή μιγνύναι τή Περικτιόνη μέχρι του χρόνου τής άποτέξεως· ό δ’οΰτω
πεποίηκεν. Origenes: κωλυ-9-έντος του Άρίστωνος αύτή συνελθ-εΐν, έως άποκυήσει
τον έξ Απόλλωνος σπαρέντα.
3 Plutarch, Alexander 2, 2ff.; Lucian, Dialogi mortuorum 13, lf.; Ter-
tullian, De anima 46.
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Es handelt sich für uns hier nur um das Recht des irdischen
Vaters an dem göttlichen Kinde, und dafür kommen vor allem
griechische Überlieferungen in Betracht, die das göttliche Kind in
einer menschlichen Ehe geboren werden lassen und infolgedessen
die Frage nach dem Verhalten des irdischen Vaters beantworten
müssen. Es gibt in diesen Traditionen, die größtenteils in literari-
sierter, also sekundärer Form erhalten sind, ein Motiv, dessen mehr-
fache Wiederkehr beweist, daß diese Überlieferungen Zusammen-
hängen d. h. offenbar nach dem gleichen Schema gebildet sind.
Es ist das Motiv von der geschlechtlichen Abstinenz des
Vaters bis zur Geburt des göttlichen Kindes. Origenes gibt hei
der Erörterung von Jes. 7, 14 und der Jungfrauengeburt Jesu
(Contra Celsum I 35ff.) den Hinweis auf das wichtigste Beispiel.
Als Beweis dafür, daß nach griechischer Lehre nicht alle Menschen
von menschlichen Eltern (έξ άνδρος καί γυναικός) abstammen, er-
wähnt er die Sage von Platos göttlicher Erzeugung. Sie ist uns
auch aus anderen und sehr nahe an Plato selbst heranreichenden
Traditionen bekannt* 1 und erzählt, daß Platos Vater Ariston davon
abgehalten worden sei, mit seinem Weib Periktione zu verkehren,
bis sie den von Apollon gezeugten Knaben Plato geboren habe2.
Dabei herrscht die Anschauung vor, daß Periktione noch Jungfrau
war, als sich Apollon ihr nahte. Von Alexander dem Großen wird
nicht nur berichtet, daß er von Zeus oder Ammon erzeugt sei3 *;
duismus 127 ff. Die Kenntnis der Legende von Krischnas Herabkunft
und Geburt im Brahma-Purana verdanke ich Heinrich Zimmer, der mir
das Manuskript einer von ihm vorbereiteten Übersetzung freundlichst zur
Verfügung stellte.
1 Diogenes Laertius III 2 Σπεύσιππος δ’έν τω έπιγραφομένω Πλάτωνος
περιδείπνω καί Κλέαρχος έν τω Πλάτωνος έγκωμίω καί Άναξιλα'ίδης έν τω δευτέρω
περί φιλοσόφων φασίν ως ’Α-θ-ήνησιν ήν λόγος ώραίαν ούσαν τήν Περικτιόνην βιάζεσ-9-αι
τον Άρίστωνα καί μή έπιτυγχάνειν· παυόμενόν τε της βίας ίδεΐν τήν του Απόλλωνος
όψιν . . . PlutarchQuaest. conviv. VIII 1, 2, ρ. 717e, Olympiodor Vita Platonisl
(Platonis Dialogi ed. Hermann VI 191), Origenes Contra Celsum I 37, p. 89
Ivoetschau, Hieronymus Adv. Jovinianum I 42.
2 Diogenes Laertius a. a. O.: o-9-εν κα-9-αράν γάμον φυλάξαι έοις τής άπο-
κυήσεως. Plutarch: καί φωνής άπαγορευούσης μή συγγενέσ-9-αι τή γυναικί μη δ5
άψασ-9-αι δέκα μηνών έμνημόνευσεν. Olympiodor: καί έν νυκτί φανέν τω Άρίστοινι
έκέλευσεν αύτω μή μιγνύναι τή Περικτιόνη μέχρι του χρόνου τής άποτέξεως· ό δ’οΰτω
πεποίηκεν. Origenes: κωλυ-9-έντος του Άρίστωνος αύτή συνελθ-εΐν, έως άποκυήσει
τον έξ Απόλλωνος σπαρέντα.
3 Plutarch, Alexander 2, 2ff.; Lucian, Dialogi mortuorum 13, lf.; Ter-
tullian, De anima 46.