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Fraenkel, Eduard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 2. Abhandlung): Das Pindargedicht des Horaz — Heidelberg, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.40164#0019
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Das Pindargedicht des Horaz.

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rischen Art und deren Gegensätzlichkeit zu der Lyrik des Horaz
soll -— das hat sich gezeigt — im Ohre des Julius und jedes Lesers
auch noch weiterklingen, wenn nun dem Julius unmittelbar gesagt
wird: concines maiore poeta plectro eqs. Mithin ist maiore plectro zwar
zunächst nur im Vergleich mit der soeben charakterisierten Kunst-
art des Horaz gesagt, aber doch auch in dem Sinne: "dem Pindari-
sieren näher als es für mich, Lloraz, möglich wäre’. Also das was
man von ihm selbst vergeblich fordern würde, das behauptet Horaz
von Julius in gewisser Weise zu erwarten. Nur liegt gerade an der
Weise, an der Modifikation der Erfüllung hier recht viel: Horaz
sagt nicht "du wirst das Pindarum aemulari übernehmen’, auch
nicht "du wirst in die Wolken dem Pindar nachfliegen’, sondern
"du wirst mit größerem Plektron den Caesar besingen’. Nach dem
bisherigen Gange des Gedichts muß aber bei diesem "größeren
Plektron’ auch an ein Singen in pindarischem Ton gedacht werden.
Bei so feinen menschlichen und gesellschaftlichen Beziehungen wie
sie hier zugrunde liegen und auf jede Bewegung des Gedankens ein-
wirken, kommt es neben dem handgreiflich Ausgesprochenen sehr
wesentlich auch auf Nuancen an; umschreiben läßt sich das nur
schwer. Das jedenfalls ist heim, Lesen des ganzen Liedes festzu-
halten: Horaz insistiert nicht; nachdem er die Gefahr des Pindari-
sierens, die Unvergleichlichkeit der pindarischen Dichtung dar-
gestellt und seinen eigenen Verzicht klar bekannt hat, schiebt er
mit liebenswürdig weltmännischer Geste dem vornehmen jungen
Enthusiasten die Aufgabe zu, die bei aller Gefährlichkeit doch
immer eine herrliche Aufgabe bleibt. Es könnte ja doch sein daß
der Flug in die Höhe einmal wirklich gelänge. Was Horaz in der
Stille seines Herzens über etwaige poetische Versuche des Julius
Antonius gedacht haben mag, danach zu fragen gibt das Gedicht
an sich keinen Anlaß. Was hier ausgesprochen wird, concines maiore
poeta plectro eqs., das zeigt ein freundlich unverbindliches Eingehen
auf den Ehrgeiz eines Jüngeren, wie sich das aus der friedfertigen
Stimmung gemeinsamer Festesvorbereitungen leicht ergibt. Damit
verträgt sich ganz wohl der Unterton einer subtilen Ironie, wenn
man nämlich dieses Wort in seinem ursprünglichen Sinn, etwa im
Gedanken an die Haltung des Sokrates, versteht; von Hohn aber
ist nichts zu spüren und ebensowenig von einem Kompliment. Takt-
voll hält Horaz jede Äußerung über das dichterische Können des
Julius zurück. Concines, der Form nach so gut eine höfliche Auf-

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