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Hoffmann, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1934/35, 2. Abhandlung): Platonismus und Mystik im Altertum — Heidelberg, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.40171#0116
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Ernst Hoffmbnn:

bereits in kosmologischen Spekulationen und kultischen Formen
vor. Wenn das System der Philosophie mit Physik, Logik, Ethik
das Ganze der Objekte zu umfassen meinte, so war dies ein Prä-
judiz, das auf der Anerkennung dreier höchster Wertbegriffe be-
ruhte, des Guten, des Wahren und des Schönen1. Die Gliederung
der Welt in einen göttlichen, einen dämonischen und einen irdischen
Teil ging keineswegs erst aus philosophischer Spekulation hervor,
sondern lag ihr bereits als Erbe vorwissenschaftlicher Anschaungen
zugrunde. Und als die Philosophie in der Spätantike, vielleicht von
Orient und früher Gnostik darin bestärkt2, die ersten ahnenden
Versuche machte, sich ihres eigenen geschichtlichen Entwicklungs-
ganges bewußt zu werden, da mag erstens die räumliche 'Natur’
als der Forschungsbereich der archaischen Denker, zweitens die
reine'Vernunft’ als das Arbeitsfeld der klassischen Philosophie, drit-
tens das zeitliche Werden der 'Geschichte’ als das in hellenistischer
Zeit deutlicher in den Blickpunkt tretende Problem wie von selber
die Überlegung auf jene Dreiheit hingewiesen haben, welche Gott
in Natur, in Vernunft und in Geschichte findet. Ja, die neuplato-
nische Trias von povY), TcpooSoc;, smaTpoqu) bei Proklos ist in der
Tat mehr als ein isolierbares Lehrstück; sie zeigt wirklich ein Motiv,
durch welches es gelingt, dem griechischen Philosophieren wie in
einem Spiegel das Bild dessen vorzuhalten, was innerhalb der
epochal gesetzten Grenzen die Antike hatte leisten können. Dazu
kam die Substantiierung von Weltprinzipien wie Ursprung, Ideen-
reich und Kosmosseele; die Personifizierung solcher Prinzipien in
Vater, Erstgeborenem und Zweitem Sohne; die Psychologisierung
der ganzen Philosophie im Hellenismus, welche Nus, Logos und
Psyche sämtlich mehr oder weniger pneumatisch faßte und weder
das Psychische vom Noetischen, noch auch Beides vom Metaphysi-
schen zu unterscheiden vermochte. Hierbei aber sind wir bei dem
springenden Punkte. Platon hatte es eben unterschieden! Und mit
diesem seinen Vermögen der Unterscheidung hing es zusammen, daß
1 Denn für die gesamte spätantike Physik, soweit sie nicht Demokritos
folgte, war der physikalische Kosmos vor allem der Inbegriff ästhetischer Voll-
kommenheit, von Platons Timaios bis zu Plotinos’ Theodizee. Sowohl vom
Totalitätsgedanken wie vom Methexisgedanken aus ergibt sich, daß Kosmos
ein Wertbegriff ist.
2 Denn die.Gnostik will das Weltgeschehen als Weltgeschichte verstehen.
Mindestens verwandte Motive dazu gibt es in Stoa und Neupythagoreismus,
wofern hier der geschichtliche Entwicklungsgang der Philosophie und Kultur
mit dem Weltsinn in Verbindung gesetzt wird.
 
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